15 Fragen bis zur Million? Kinkerlitzchen! In der neuen RTL-Show "Ohne Limit" ist der Name Programm: Gewinnen können die Kandidatenpaare hier nämlich unendlich viel Geld - zumindest in der Theorie. Entsprechend gigantomatisch fällt der Gewinnbaum aus: "Immer weiter und weiter und weiter und weiter", so fasst Moderator Daniel Hartwich mit sich beinahe überschlagender Stimme die Vielzahl an Gewinnstufen zusammen, die so weit reichen, dass man schon ins Weltall fliegen müsste, um die obersten Stufen mit all ihren potenziellen Millionengewinnen erkennen zu können. 

Dass in der Premieren-Ausgabe dennoch nicht wesentlich mehr gewonnen wird als man das von üblichen "Wer wird Millionär?"-Ausgaben kennt, dürfte indes damit zusammenhängen, dass RTL - erst recht in Zeiten wie diesen - aller Euphorie zum Trotz nicht unedlich viel Geld ausschütten kann, damit sich die Produktion für den Privatsender nicht als Verlustgeschäft entpuppt. Dementsprechend sind in das Konzept, das auf einer britischen Formidee basiert, einige Fallstricke eingebaut, die den Kandidaten den Weg zum Reichtum erschweren sollen.

Das führt jedoch dazu, dass es zunächst nicht ganz einfach ist, einen Zugang zu der neuen Sendung zu bekommen. Mal steigen wahlweise blaue, rote oder lilafarbene Balken nach oben, mal werden Leben abgezogen oder hinzuaddiert - und zwischendrin muss am Rädchen gedreht oder auf Buzzer gedrückt werden. Das ist alles ziemlich visuell, aber auch ein wenig verkopft, zumal man mit falschen Antworten nicht zwangsläufig ausscheidet, sondern sogar mehrere Gewinnstufen überspringen kann. 

Ohne Limit © RTL Die Gewinnleiter schießt bei "Ohne Limit" durch die Decke.

Vermutlich hätten RTL und die Produktionsfirma Endemol Shine Germany gut daran getan, dem Publikum im Vorfeld ein kleines Regelbuch auszuhändigen, um sich gescheit auf den Quiz-Abend vorbereiten zu können. Denn anders als "Wer wird Millionär?", lässt sich das Konzept von "Ohne Limit" nicht mal eben mit fünf Worten erklären.

Dabei ist es eigentlich gar nicht so komplex: Grundsätzlich ist es das Ziel des Spiels, so nah wie möglich an die richtige Antwort heranzukommen, ohne sie jedoch zu überbieten. Wer eine zu hohe Zahl nennt, ist nämlich raus. Doch nur wer das korrekte Ergebnis weiß, kann die zuletzt übersprungene Gewinnsumme sichern. Wirklich gewonnen ist die Kohle allerdings nur dann, wenn auch der "Cash-Buzzer" betätigt wird - so wie es die beiden Freunde Leon und Vanessa in der Premieren-Folge vorbildlich taten und dadurch eine halbe Million ihr Eigen nennen durften.

Tatsächlich sind das die mit Abstand spannendsten Momente der Show - auch, weil plötzlich aufblitzt, wie schnell sich die möglichen Gewinne erhöhen können. Wo es gerade noch um 10.000 Euro ging, steht schon wenige Minuten später eine deutlich sechsstellige Summe im Raum. Und die durch die Decke schießende Gewinnleiter lässt ohnehin schnell von fünf, zehn oder noch mehr Millionen träumen. Wie es nicht geht, stellten zuvor dagegen Tobias und seine Freundin Sina unter Beweis, weil sie bei Kühen sieben Mägen vermuteten, obwohl es nur vier sind - und damit verbotenerweise überboten.

Vielleicht hätte man den mahnenden Harry Wijnvoord an einer Stelle des Studios drapieren sollen, um in bester "Preis ist heiß"-Manier zu mahnen: "Aber bitte nicht überbieten!" So aber wird diese Aufgabe Daniel Hartwich zuteil, der sich nach seinem Abschied vom Dschungelcamp nun erstmals als Quizmaster versucht, dabei aber offenkundig noch ein wenig mit seiner neuen Rolle fremdelt. Zwar ist Hartwich spürbar darum bemüht, mit den Paaren mitzufiebern, doch eine Distanz bleibt stets vorhanden. Wo Ulla Kock am Brink die Kandidaten vor Spannung längst in den Arm genommen hätte, verharrt Daniel Hartwich starr hinter seinem Pult und arbeitet Runde um Runde pflichtbewusst ab.

Das Dilemma: Es sind sehr viele Runden, weil RTL den Sendungsnamen offensichtlich nicht nur auf die Höhe des Gewinns bezieht, sondern auch auf die Länge der Show. Bis Mitternacht dehnt der Sender das im Original einstündige Format aus, was zwar nicht schlimm ist, weil es das Konzept dem Publikum erlaubt, jederzeit ein- und aussteigen zu können. Doch nach fast vier Stunden hat sich selbst das spannendste Knobeln um richtige oder falsche Zahlen etwas erschöpft. Wie so oft, wäre auch bei "Ohne Limit" weniger mehr gewesen - zumindest ein Zeit-Limit hätte der Show gut getan.

RTL zeigt am kommenden Montag um 20:15 Uhr eine weitere Folge von "Ohne Limit".