Dass die Digitalsender von ARD und ZDF den Privaten ein Dorn im Auge sind, ist hinlänglich bekannt. Nun hat RTL die Einstellung der eigentlich sechs digitalen Kanäle gefordert. "Die Einstellung der vier Digitalkanäle von ARD und ZDF ist überfällig", sagte Tobias Schmid, Medienpolitik-Chef der Mediengruppe RTL Deutschland, dem "Handelsblatt". Als Grund führt er das mangelnde Interesse der Zuschauer an: "Die Sender finden seit Jahren keine Akzeptanz. Sie erreichen nur eine Zuschauerquote zwischen null und 0,1 Prozent."
Ganz richtig ist das nicht: So konnte ZDFneo im zurückliegenden Jahr im Schnitt immerhin einen Marktanteil von 0,4 Prozent verbuchen, ZDFinfo verdoppelte seinen Marktanteil, wenn auch auf sehr niedrigem Niveau, auf 0,2 Prozent. "Es gibt in Summe keinen Zuwachs von jungem Publikum", so Schmidt, der darauf verweist, das etwa ZDF und ZDFneo im vergangenen Jahr zusammengenommen schwächer abschnitten als noch 2010, während etwa RTL seinen Marktanteil habe steigern können.
Nun sieht RTL die Politik in der Pflicht. "Die Politik weiß, dass die Kanäle seit Jahren keine Akzeptanz finden, und es liegt allein bei ihr, die Konsequenz daraus zu ziehen", sagte der Medienpolitik-Chef von RTL im "Handelsblatt". Unterstützung könnte vom rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten Kurt Beck (SPD), der sich im Dezember für eine Abschaltung von Digitalsendern der Öffentlich-Rechtlichen aussprach. Er sehe "derzeit keinen beitragssteigernden Spielraum für neue inhaltliche Vorgaben", sagte Beck damals. "Insofern könnte ich mir vorstellen, dass ARD und ZDF zunächst ihre Infokanäle aufgeben und Phoenix als gemeinsamen Ereignis- und Dokumentatonssender stärken."
Tobias Schmid unterstellt den Öffentlich-Rechtlichen nun aber auch, die Digitalsender eigentlich nur für eine Expansion im Internet zu betreiben. "ARD und ZDF versenden in ihren Digitalkanälen Inhalte vor allem, um sie danach im Netz nutzen zu dürfen. Das ist ebenso absurd wie durchsichtig", sagte Schmid dem "Handelsblatt". Der Rundfunkstaatsvertrag sieht dagegen vor, dass ARD und ZDF nur dann Beiträge im Internet veröffentlichen dürfen, sofern diese zuvor auf einem ihrer Sender zu sehen waren.
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