Marketing-Spezialisten müssen den Hut ziehen: Die ARD hat es geschafft, eine denkbar große Aufmerksamkeit für eine letztlich doch eher überschaubare Änderung zu schaffen. Los ging es damit, dass im Intro der "Tagesthemen" am vergangenen Sonntag zwei oberkörperlose Beine im Studio standen. In den sozialen Netzwerken und anderen Medien wurde schnell gemutmaßt, dass es sich um einen Grafikfehler handelt. Vom NDR hieß es lediglich: "Keine Panne". Am Mittwochabend gab's dann etwas Aufklärung mit einem Video, in dem die "Tagesschau"-Sprecher als Cancan zu sehen sind. Angekündigt wird - immer noch etwas nebulös - "Die neue Beinfreiheit". Nun hat ARD-aktuell-Chefredakteur Kai Gniffke im "Tagesspiegel" das Geheimnis komplett gelüftet.

Und tatsächlich werden die Zuschauer der 20-Uhr-Ausgabe der "Tagesschau" künftig die Beine der Sprecher zusehen bekommen - so, wie es das Versprechen "Der ganze Mensch - die ganze Wahrheit" im Video ja schon vermuten ließ. Allerdings bezieht sich das einzig auf den Schluss der Sendung. Während sie die Nachrichten verlesen, werden die Sprecher wie bisher hinter dem Tisch stehen und nur mit ihrem Oberkörper zu sehen sein. Erst nach dem Wetterbericht, wenn die Schwerpunkte der "Tagesthemen" angekündigt werden, müssen sie ihren Platz verlassen um damit auch die Sicht auf die Medienwand freizugeben, auf der man die Themen dann großformatiger illustrieren kann. Wenn dann der Abspann folgt, sind die Sprecher dann komplett zu sehen.

"Das ist eigentlich eine kleine Veränderung, aber für die 'Tagesschau' sind auch kleine Schritte eine große Sache. Und es wird daran deutlich, dass die 'Tagesschau' sich über die vielen Jahre optisch und inhaltlich stets weiterentwickelt", so Gniffke im "Tagesspiegel". Auch inhaltlich hat man wie schon mehrfach angekündigt bereits behutsame Änderungen eingeleitet und verzichtet auch mal auf ein bis zwei Themen, um die übrigen besser aufbereiten zu können.

Gniffke verteidigte außerdem, dass die "Tagesschau" trotz der Betonung der Seriosität auf diese kleine Viral-Kampagne gesetzt hat: "Wir wollen zeigen, dass auch eine seriöse Nachrichtensendung sich nicht immer so ernst nimmt. Der „Auftritt“ des halben Menschen im Studio war eine einmalige Geschichte, hat keine Sekunde Sendezeit gekostet und keine Silbe Text. Deshalb ist es legitim, die Zuschauer auch mal so auf anstehende Veränderungen einzustimmen. Andere Medien tun das auch. Dass sogar die Hauptnachrichtensendung in Österreich, also 'ZIB 2', den halben Studiogast übernommen hat, zeigt doch, dass die Leute offenbar Spaß an einer solchen kleinen Überraschung haben." Unterdessen hat die "Tagesschau" online nochmal zusammengestellt, wo die Beine überall auftauchten.

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