Der Start in den Deutschen Comedypreis 2017 verlief vor Ort erstmal wenig glamourös. Vom Coloneum waren Brainpool und RTL in diesem Jahr in die Brainpool-eigenen Studios umgezogen - bevor es los ging, drängte man die versammelte Branche aber zunächst mal in eine zu klein bemessenes und daher trotz der niedrigen Temperaturen überraschend stickiges Zelt. Doch mal abgesehen davon stellten die Macher eine - insbesondere für eine Preisverleihung - erstaunlich kurzweilige Show auf die Beine, auch wenn sie mit drei Stunden Länge fürs Publikum im Studio vielleicht einen Tick zu lang geraten war.

Doch die Entscheidung, mit Chris Tall auf einen Newcomer - noch im vergangenen Jahr als solcher mit einem Comedypreis ausgezeichnet - als Gastgeber zu setzen, muss man bei RTL nicht bereuen, auch wenn er anfangs über die Wahl scherzte "Sind die blöd...". Doch Lob für ihn gab's auf der Bühne nicht nur von Atze Schröder, der jahrelang selbst die Verleihung moderierte - Ehrenpreisträger Ottfried Fischer bezeichnete ihn gar als "Jahrhunderttalent". Als treffend und witzig erwies sich auch die "Sing meinen Song"-Parodie "Mach meinen Witz", die sich in vier längeren Einspielern durch die Show zog. Da konnte man auch verzeihen, dass die Sendung teilweise wie ein Déjà-vu wirkte, weil man insbesondere anfangs ständig die gleichen Gesichter in unterschiedlichen Rollen - als Laudator, Nominierter oder in Einspielern - zu sehen bekam, und das pro Rolle gerne auch mehrfach.

Auch hinsichtlich der Preisvergabe sah es zunächst nach einem fürs Privatfernsehen ärgerlichen Déjà-vu aus. Das hat sich in den vergangenen Jahren von ARD und ZDF nämlich im Comedy-Bereich ziemlich den Schneid abkaufen lassen, ging im vergangenen Jahr fast komplett leer aus. Und auch diesmal sah nach den ersten Kategorien wieder alles nach öffentlich-rechtlichen Festspielen aus. Die "heute-show" erhielt ihren fünften Comedypreis als "Beste Satire-Show", Carolin Kebekus setzte sich in der nun geschlechterneutralen Kategorie Beste Komikerin/Bester Komiker gegen vier mitnominierte Herren durch, in der Schauspieler/innen-Kategorie ging der Preis an Olli Dittrich für seinen "TV-Zyklus" und trotz diverser neuer Sitcoms und des Erfolgs von "Magda macht das schon" war dem "Tatortreiniger" des NDR erneut der Preis als "Beste Comedy-Serie" nicht zu nehmen. Und als beste Sketch-Show setzte sich "Sketch-History" gegen "Rabenmütter" und "Knallerkerle" von Sat.1 durch - was allerdings schon deswegen erfreulich war, weil das Ensemble somit seine geplante Dankesrede in gesungener Form auch wirklich vortragen konnten, was zu einem der Höhepunkte der Show wurde. Als Beste Newcomerin wurde Hazel Brugger ausgezeichnet, die vor allem dank der "heute-show" hierzulande zu größerer Bekanntheit fand.

Doch im weiteren Verlauf der Verleihung machten die Privaten dann doch noch ihre Punkte. Sascha Grammel holte mit seinem Bühnenprogramm "Ich find's lustig" den einzigen Preis des Abends für RTL und setzte sich hier u.a. gegen Luke Mockridge durch, der dafür aber den Preis für das erfolgreichste Live-Programm, wofür allein die verkauften Tickets maßgeblich sind, mit nach Hause nehmen durfte - was ihm von Carolin Kebekus allerdings eine Warnung einbrachte: "Ich gebe dir noch zwei Jahre, dann wirst du von allen gehasst. Denk an den Kerl, der diesen Preis sonst immer gewinnt" - sprich: Mario Barth. Und nachdem Mockridge in zwei von drei Kategorien, in denen er nominiert war, zunächst leer ausging, räumte er mit "Luke! Die Woche und ich" zudem noch den Preis als "Beste Comedyshow" ab. Für die Maxdome/ProSieben-Serie "jerks." von und mit Fahri Yardim und Christian Ulmen gab's zudem den Preis für die Beste Innovation. Und bei der erfolgreichsten Kino-Komödie "Willkommen bei den Hartmanns" hatte ProSiebenSat.1 ebenfalls seine Finger im Spiel.

Zum Schluss der Verleihung wurde es dann doch noch einmal nachdenklich. Nachdem zunächst schon Hape Kerkeling mit Standing Ovations begrüßt worden war, obwohl er nur die Laudatio auf Ehrenpreisträger Ottfried Fischer hielt, der sich wiederum mit einer kleinen Gegen-Laudatio bei ihm bedankte, nutzte Ottfried Fischer den Moment noch für ein paar mahnende Worte an seine Comedy-Kollegen: "Wir können Schichten erreichen, die andere nicht mehr erreichen. Deswegen möchte ich alle bitten, Stellung zu beziehen und Haltung zu zeigen." Man müsse jenen, die eine "Alternative für Deutschland" suchen, deutlich machen, dass sie die falsche Alternative wählen, die letztlich im Krieg enden werde. "Wir alle sind dafür verantwortlich, dass dieser braune Spuk wieder verschwindet."

RTL zeigt eine Aufzeichnung des Deutschen Comedypreises am kommenden Freitag um 20:15 Uhr

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