Krise. Mit diesem Wort kann man die derzeitige Situation bei ORF 1 beschreiben. Senderchefin Lisa Totzauer hat die schwierige Aufgabe, den Sender von US-Ware zu befreien und mit Eigenproduktionen zu bespielen. Wenn man weiß, dass ORF 1 über Jahre hinweg von US-Fiction geprägt war, kann man schon erahnen, was das für eine Herkulesaufgabe ist. Das ist wohl auch der Grund, weshalb der Umbau derzeit stockt. Am Vorabend hat man etwa "Magazin 1" eingeführt und die "Simpsons" dafür gestrichen - aus Quotensicht hat sich das noch nicht ausgezahlt. 

Und weil die Quoten nach wie vor enttäuschend sind, setzt man nun auch an eben jenem "Magazin 1", moderiert von Mariella Gittler und Stefan Lenglinger (Foto oben), an. Bei der Programmvorstellung für das kommende Jahr hat der ORF nun nämlich auch bekanntgegeben, dass die Magazinsendung bereits ab dem 2. Dezember gekürzt wird. Statt rund 30 Minuten gibt es künftig nur noch 10 Minuten Sendezeit. Ob man der Sendung damit langfristig einen Gefallen tut, ist fraglich. Bereits bekannt war, dass am 2. Dezember auch das neue Quiz "Q1 Ein Hinweis ist falsch" startet. Mit diesem will man es ServusTV oder auch dem Ersten gleichtun, die mit Quizshows seit einiger Zeit am Vorabend richtig gut fahren. 

Darüber hinaus hat der ORF für ORF 1 ein neues, wöchentliches News-Magazin angekündigt. Das soll ab Frühjahr 2020 zu sehen sein und in der Primetime die Info-Woche komplettieren. Geplant sind Beiträge, Grafiken, Live-Schalten, Reportagen, Hintergrundberichte und Interviews. Der ORF verspricht ein Format, das "in Sprache und Stil" für eine "neue Generation" produziert sein soll. Und dann gibt es noch die neue Reportagereihe "Das Leben ist schön", bei der man einen "authentischen Blick" in Österreich Lebenswelten geben will. In der Unterhaltung setzt man derweil große Hoffnungen auf die neue Staffel "Dancing Stars", die im März 2020 startet. Zudem zeigt man anlässlich 50 Jahren Austropop eine fünfteilige Chartshow zum Thema. 

Spannend wird es außerdem 2020 im Bereich Fiction. ORF 1 hat angekündigt, im kommenden Jahr die fünfte Staffel der "Vorstadtweiber" auszustrahlen - derzeit befindet sich die Serie in einem Tief. So schlecht wie derzeit lief es für die Serie noch nie, die vierte wird die mit Abstand schwächste Staffel in der Geschichte werden. Darüber hinaus zeigt ORF 1 im kommenden Jahr neue Folgen von "Walking on Sunshine", "Schnell ermittelt", "SOKO Donau", "SOKO Kitzbühel" sowie "Vier Frauen". Und dann steht auch noch "Freud" an, hier hat der ORF mit Netflix zusammengearbeitet. Als neue Comedyserie hatte man bereits vor einiger Zeit "Wischen ist Macht" mit Ursula Strauss angekündigt. 

Quoten-Probleme drücken auf Werbe-Einnahmen

Die aktuellen Quoten der "Vorstadtweiber" zeigen, dass sich der ORF auch nicht mehr komplett auf seine eigenen Serien verlassen kann. Quote machen wird man im kommenden Jahr dagegen ziemlich sicher mit einigen Sport-Events. So überträgt ORF 1 die Olympischen Sommerspiele in Tokio und die Fußball-Europameisterschaft der Männer. Hinzu kommen wie gehabt etliche Ski-Wettbewerbe und die Formel 1. 

Ohne Frage ist der Vorabend von ORF 1 aber die wichtigste Baustelle von Senderchefin Totzauer. Auch wegen der Schwäche des Senders in diesem Bereich ist der ORF derzeit bei den Werbeeinnahmen im Rückstand. Laut "Standard" liegt das Unternehmen im laufenden Jahr fast zehn Millionen Euro im Minus. Im Juli und August rutschte ORF 1 zudem in der jungen Zielgruppe der 12- bis 49-Jährigen erstmals in den einstelligen Bereich ab. Und auch insgesamt steuert ORF 1 inzwischen auf ein Jahr mit unter zehn Prozent Marktanteil zu. Das zeigt schon sehr gut, weshalb Totzauer nun am Vorabend erneut Hand anlegt. 

ORF 2: Wahlen und "Millionenshow"-Jubiläum

Bei ORF 2 stehen im kommenden Jahr einige Wahlen im Mittelpunkt der Berichterstattung. So wählen die Menschen in der Steiermark, im Burgenland und in Wien ein neues Landesparlament. Und dann steht Ende 2020 ja auch noch die US-Präsidentschaftswahl an. Zeitgeschichtlich wird man einen Fokus auf 75 Jahre Kriegsende legen und im Bereich der Kultur wird man sich umfassend gleich mehreren bedeutenden Jubiläen widmen, etwa dem 250. Geburtstag von Ludwig van Beethoven oder auch 100 Jahre Salzburger Festspiele. 

Bereits bekannt war, dass die erfolgreiche Kuppelsendung "Liebes’gschichten und Heiratssachen" 2020 weiter geht - dann aber erstmals mit Nina Horowitz als Moderatorin. Die langjährige Mutter des Formats, Elizabeth T. Spira, starb kürzlich. Darüber hinaus feiert ORF 2 im kommenden Jahr auch 20-jähriges "Millionenshow"-Jubiläum, im Herbst wird man daher eine Spezialausgabe der Quizsendung mit Armin Assinger ins Programm nehmen. Zu diesem Zeitpunkr plant man zudem mit einem neuen Kochformat, das von Silvia Schneider moderiert werden soll.

ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz sagte bei der Programmvorstellung: "Die Programmpräsentation führt eindrucksvoll die gesamte Bandbreite des ORF-Angebots vor Augen und zeigt in geballter Form, warum der ORF einer der erfolgreichsten öffentlich-rechtlichen Sender Europas ist. Zielgruppengerecht präsentieren die unterschiedlichsten trimedialen ORF-Angebote Highlights der Content-Säulen Information, Kultur, Sport und Unterhaltung. Diese Vielzahl öffentlich-rechtlicher Benchmark-Produktionen entsteht im Auftrag unserer Stakeholder – der Österreicherinnen und Österreicher, die uns, den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des ORF, ihr tägliches Vertrauen entgegenbringen. Dieses ist unser höchstes Gut im tagtäglichen Wettbewerb Hunderter empfangbarer Sender."