So schnell war das Thema mit dem brasilianischen Jesus dann doch nicht vom Tisch: Nachdem DWDL.de am Donnerstag darüber berichtet hatte, dass ein brasilianisches Gericht entschieden hat, dass Netflix das Weihnachtsspecial "Die erste Versuchung Christi" aus dem Programm werfen muss, darf es nun doch bleiben. Ein Richter aus Rio de Janeiro hatte den US-Streamingdienst zunächst angewiesen, die Produktion einer Satire-Gruppe aus Brasilien aus dem Verkehr zu ziehen, damit sich "die Gemüter beruhigen". 

Im 46-minütigen Comedyfilm wird Jesus nämlich als homosexuelle Witzfigur dargestellt. Einer christlichen Gruppe war das gar nicht Recht, sie erwirkte schließlich sogar eine einstweilige Verfügung. Nachdem der Richter ihnen zustimmte und meinte, dass das "Recht auf freie Meinungsäußerung nicht absolut" sei, rudert die brasilianische Justiz in dieser Aussage nun zurück.

Das Oberste Gericht hob das Urteil des Bundesrichters in Rio de Janeiro auf, wie die Tageszeitung "Folha de São Paulo" berichtet und verkündet, dass die Meinungsfreiheit unerlässlich für eine Demokratie sei. Eine Satire könne nicht die christlichen Werte schwächen, deren Wurzeln zweitausend Jahre zurückreichten. 

Ob nun Ruhe herrscht, dürfte abzuwarten sein. Mehr als zwei Millionen Menschen hatten im Vorhinein eine Petition gegen die schwule Darstellung des Messias unterzeichnet. Die Produktionsfirma hinter der Satire-Grupe Porta dos Fundos wurde am 24. Dezember sogar Opfer eines Brandanschlags. Die Polizei vermutet dahinter eine rechtsextreme Gruppe, die sich in der Tradition nationalsozialistischer Bewegungen aus Brasiliens 30er-Jahren sieht. Der Anführer soll sich nach dem Anschlag nach Russland abgesetzt haben und werde von Interpol gesucht, so die Polizei.