Der italienische Medienkonzern Mediaset hat weitere ProSiebenSat.1-Aktien gekauft und seine Anteile am Unternehmen so um weitere 4,1 Prozentpunkte aufgestockt. Inzwischen halten die Italiener 24,9 Prozent der Stimmrechte. Damit steht Mediaset kurz vor dem Erreichen einer Sperrminorität bei ProSiebenSat.1, dafür benötigt der Konzern 25 Prozent plus eine Aktie. Überschreitet Mediaset diese Grenze, kann man wichtige Beschlüsse auf der Hauptversammlung verhindern, für die 75 Prozent der Stimmen notwendig sind. Da bei den Hauptversammlung aber meist nie 100 Prozent der Stimmrechte anwesend sind, weil sich ein großer Teil in Streubesitz befindet, hat Mediaset bereits jetzt eine faktische Sperrminorität. 

Mediaset hatte bereits vor vier Wochen ProSiebenSat.1-Aktien im größeren Stil gekauft, damals befand sich die Aktie aufgrund des Corona-Einbruchs auf einem historischen Tiefststand. Inzwischen hat sie wieder etwa zugelegt, liegt aber noch immer deutlich unter dem Stand von Anfang des Jahres. Mediaset kauft sich derzeit also recht günstig bei ProSiebenSat.1 ein. Dass auch Mediaset sehr unmittelbar von der Coronakrise betroffen ist, spielt bei den Plänen der Italiener zum Einstieg bei ProSiebenSat.1 offenbar nur eine untergeordnete Rolle. 

Vom Bundeskartellamt muss Mediaset jedenfalls keinen Gegenwind erwarten. Bereits vor einigen Tagen hatten die grünes Licht gegeben, weil Mediaset bei den Kartellwächtern ankündigte, einen "wettbewerblich erheblichen Einfluss" von bis zu 25 Prozent an ProSiebenSat.1 zu erwerben. 


Mediaset will nach eigenen Angaben eine europäische Fernsehallianz schmieden, Mediaset-Chef Pier Silvio Berlusconi brachte in der Vergangenheit zudem einen Zusammenschluss der beiden Unternehmen ins Spiel. Aus Unterföhring kamen in den vergangenen Monaten immer wieder Absagen zu solchen Gedankenspielen. Eine Fusion schloss man kategorisch aus, ein solches Vorhaben bringe nicht genügend Synergien, hieß es. Inzwischen sind aber auch die Karten in Unterföhring neu gemischt worden: Max Conze ist als CEO geschasst worden, Aufsichtsratschef Werner Brandt, selbst angeschlagen, hat den Vorstand neu aufgestellt. 

Zu den Plänen, wie man künftig mit ProSiebenSat.1 verfahren will, schweigt Mediaset derzeit eisern. Wie das Medienmagazin DWDL.de Mitte April aus Kreisen des Mailänder Unternehmens erfahren hat, plant man derzeit aber keinen aggressiven Kurs gegen ProSiebenSat.1. Bei der für den 10. Juni geplanten Hauptversammlung wolle man vor allem zuhören und evaluieren. Und wenn es doch zu wichtigen Abstimmungen kommt, hat man nun immerhin ausreichend Stimmrechte, um Vorhaben des Vorstands zu verhindern. Zuletzt strich ProSiebenSat.1 seine Jahresprognose und die Dividende, außerdem kündigte man Einsparungen im Programm an (DWDL.de berichtete). 

Mehr zum Thema