Thomas Rabe hält eine Neugestaltung des europäischen Medienmarktes mit einer deutlichen Konsolidierung für dringend geboten, um den amerikanischen Streaming-Anbietern etwas entgegensetzen zu können. Gegenüber der "Financial Times" sagte er: "Ich bin überzeugt, dass Partnerschaften wichtiger denn je sind, insbesondere nach dem Coronavirus, das den europäischen TV-Sendern geschadet und US-Streamingdiensten geholfen hat."

Netflix, Amazon Prime Video oder Disney+ hatten Abonnentenzahlen und dadurch auch Einnahmen deutlich steigern können, während die klassischen TV-Sender zwar ebenfalls eine - zumindest zwischenzeitliche - stärker Nutzung verzeichneten, allerdings massiv unter dem Einbruch der Werbemärkte litten. Das Wachstum bei den eigenen Streaming-Diensten konnte das bei Weitem nicht ausgleichen. Der Gewinn der RTL Group brach im ersten Halbjahr um 65 Prozent ein, der Umsatz um 16,4 Prozent. Dieser Aufstieg der Streaming-Dienste sei eine Herausforderung, die die akute Corona-Krise noch überdauern werde.

Der Medienmarkt ist neben den allgemeinen kartellrechtlichen Beschränkungen traditionell noch einer besonders starken Regulierung unterzogen, um das Entstehen zu großer Meinungsmacht zu verhindern. Einem Unternehmen wie der RTL Group sei es wegen der aktuellen Regelungen kaum möglich, in größerem Ziel zuzukaufen oder Partnerschaften einzugehen. "Es sollte uns erlaubt sein, nationale TV-Champions zu schaffen", so Rabe weiter. Die RTL Group sei aufgeschlossen, solche Möglichkeiten in den Märkten auszuloten, in denen sie tätig sei.