Es sind abscheuliche Szenen, die sich am Mittwoch rund um das Kapitol in Washington abspielten - und besorgniserregende zugleich, nicht zuletzt aus journalistischer Sicht. Mehrere Journalistinnen und Journalisten waren von den Aufständigen angegriffen worden. Auf zahlreichen Videos, die daraufhin in den sozialen Netzwerken verbreitet wurden, ist zu sehen, wie das Equipiment von Kamerateams auf einen großen Haufen geworfen und schließlich zerstört wurde.

Zu den betroffenen Journalisten gehören auch deutsche Teams, darunter vom Nachrichtensender ntv und dem ZDF. Bilder zeigen, wie die Angreifer Mikrofrone der berichtenden Sender in den Händen halten. "Die Angreifer haben das Übertragungsmaterial zerstört, dessen sie habhaft werden konnten, sie haben stumpf eingeschlagen auf das teure Equipment, bis es unrettbar zerstört war", schrieb "heute-journal"-Redaktionsleiter Wulf Schmiese am Morgen auf "heute.de", über den Vorfall, der sich nach der Live-Schalte von Elmar Theveßen für das "heute-journal" ereignete.

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Durch die Zerstörung sei eine spätere Schalte für das "heute-journal Spezial", das nach 23 Uhr ausgestrahlt wurde, unmöglich geworden. "Auch unsere Moderatorin Marietta Slomka erfuhr davon erst, als sie schon wieder im Studio stand", so Schmiese weiter. Eine Telefonschalte war zunächst ebenfalls nicht machbar, weil die Schläger auch die Video-Telefone gekapert und versucht hätten, "unseren Schaltraum durch Droh-Anrufe zu terrorisieren". Erst über ein anderes Telefon konnte der Korrespondent am Ende der Sendung dann doch noch zugeschaltet werden. 

Später am Abend, im "heute-journal Update", sei es außerem möglich gewesen, Theveßen dank zwischenzeitlich beschaffter Ersatzausrüstung wieder mit Bild auf Sendung zu schicken. "Ihm und seinen Leuten ist gottlob nichts passiert. Aber es war ein Angriff auf uns - auf all meine Kolleginnen und Kollegen, die das machen, was wir den USA verdanken: freie Berichterstattung", so Wulf Schmiese. "Und damit war es auch ein vom Medien-Hasser Trump lancierter Angriff auf Sie, auf alle Menschen in Deutschland, für die wir berichten und die uns ermöglichen, dass wir – wortwörtlich: brandaktuell - berichten können."

"Demokratie und Pressefreiheit müssen jeden Tag aufs Neue verteidigt werden"

Ähnlich äußerte sich auch Frank Überall. "Es zeigt sich wieder einmal, wie sehr die Anhänger von Donald Trump die Demokratie und Pressefreiheit verachten, angestachelt durch den abgewählten US-Präsidenten und seine Leute“, sagte der DJV-Bundesvorsitzende am Donnerstag. Das Beispiel zeige, dass Demokratie und Pressefreiheit jeden Tag aufs Neue verteidigt werden müssen. "Das gilt auch für Deutschland, wo manche Populisten in ähnlicher Form versuchen, die Öffentlichkeit zu radikalisieren wie in den USA."

Die schwierigen Arbeitsbedingungen für Journalistinnen und Journalisten zeigten sich am Mittwochabend auch in zwei Schalten zu Claudia Buckenmaier nach Washington, die die ARD-Korrespondentin am Mittwoch jeweils hastig beendete.

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