Ikke Hüftgold aka Matthias Distel © Sat.1
Mit der Entscheidung von Sat.1, das umstrittene Format "Plötzlich arm, plötzlich reich" einzustellen, war die Debatte rund um die Sendung eigentlich schon abgeebbt. Partyschlagersänger Ikke Hüftgold (Foto rechts) warf Sat.1 und der zuständigen Produktionsfirma Imago TV ja vor, bei den Dreharbeiten das Wohlergehen der Kinder außer acht gelassen zu haben. Wenige Tage nach dem Aufkommen der Vorwürfe folgte schließlich die Entscheidung zum Aus des Formats. 

Nun hat sich die Medienanstalt Hamburg / Schleswig-Holstein (MA HSH) noch einmal in der Sache zu Wort gemeldet und sich besorgt gezeigt. Die MA HSH ist für die Programmaufsicht bei Sat.1 zuständig, kann im aktuellen Fall aber kaum etwas tun, denn es geht ja nicht um eine Sendung, die über die Bildschirme gegangen ist. In der Kritik stehen die Produktionsbedingungen - hier hat die MA HSH keine Rechtsgrundlage für Maßnahmen. Dennoch hat man sich in einer Sitzung mit dem Fall beschäftigt, weil Beschwerden dazu eingegangen waren. 

"Der Medienrat der MA HSH nimmt den Vorfall mit Sorge zur Kenntnis und die dahinterliegenden strukturellen Fragen sehr ernst", heißt es in einer Stellungnahme der Medienanstalt. Der Vorsitzende des Medienrats, Lothar Hay, hat sich daher in einem Schreiben an den Vorsitzenden des Beirats der ProSiebenSat.1 Media SE gewandt und um Aufklärung und Stellungnahme gebeten. Vorsitzender dieses Beirats ist der ehemalige bayerische Ministerpräsident Edmund Stoiber. 

Wie weit ist Sat.1 in der Aufarbeitung? 

Hay will von Stoiber wissen, wie der Stand der internen Aufarbeitung ist, wie der Sender bei vergleichbaren "Scripted-Reality-Formaten" sicherstelle, "dass die erforderlichen Sorgfalts- und Fürsorgepflichten senderintern und auch durch beauftragte Produktionsfirmen effektiv wahrgenommen werden" und ob es im Sender eine Meldestelle für Mitarbeiter gibt, damit diese auf mögliche Gefährdungen von Schutzbedürftigen hinweisen können. Außerdem verlangt Hay Auskunft darüber, wie die zuständigen Jugend- und Ordnungsämter im Fall von "Plötzlich arm, plötzlich reich" vor den Dreharbeiten beteiligt waren. 

Lothar Hay sagt: "Der Medienrat der MA HSH begrüßt ausdrücklich die Entscheidung der Sat.1-Geschäfts- und Programmleitung, die bei den Dreharbeiten entstandenen Aufnahmen nicht zu senden. Zugleich appelliert er an sie, bei der Programmerstellung junge und schutzbedürftige Menschen nicht zu belasten und zu gefährden. Um dies auch strukturell abzusichern, habe ich mich an den Beirat gewandt, dem bei der Sicherung medienethischer Grundsätze eine wichtige Funktion zukommt."

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