Zuerst waren es drei, dann vier und nun sind es wieder drei: Der RBB, dessen Rundfunkrat am Freitagnachmittag eine neue Intendantin oder einen neuen Intendanten wählt, hat am Dienstagabend bekannt gegeben, dass Juliane Leopold nun doch nicht kandidiert. Den Rückzug aus dem Bewerberkreis habe die seit 2019 als Chefredakteurin Digitales bei ARD-aktuell arbeitende Leopold am Dienstag mitgeteilt. Leopold erklärte die Gründe des Rückzugs in einem längeren Posting auf LinkedIn. Dort berichtet sie davon, wie sie kürzlich die Möglichkeit hatte, den Rundfunkrat kennenzulernen, "viele Gespräche zu führen und mich den Fragen der Mitarbeitenden zu stellen. Das waren gute Gespräche und lehrreiche Begegnungen, für die ich sehr dankbar bin. Sie haben mir geholfen, besser zu verstehen, was ich vorher nur von außen betrachtet habe."



Kern ihres Angebots an den RBB wäre die digitale Transformation des Journalismus gewesen - inklusive einer konsequenten Ausrichtung auf die starke regionale Verankerung. Durch die Gespräche sei sie aber zur Erkenntnis gekommen, dass es im RBB gerade Fragen gibt, die mit größerer Priorität im Fokus stehen. Dazu würden Fragen nach der generellen Zusammenarbeit zählen, Fragen, welche Spielregeln bei großen Entscheidungen gelten und - so sagt es Leopold - auch die Frage, wie am ehesten alles so bleibe wie es ist. Die nun ehemalige Kandidatin bemängelt also zu geringen Willen für Veränderungen beim so reformbedürftigen RBB.

"Deswegen möchte ich heute den Weg freimachen für eine Kandidatin oder einen Kandidaten, deren oder dessen Angebot besser zu dieser aktuellen Situation passt. Das Feld der Bewerberinnen und des Bewerbers bringt viele Ideen mit", schreibt Leopold. Oliver Bürgel, der Vorsitzende des Rundfunkrats, brachte in einer Pressemitteilung sein Bedauern über den Rückzug zum Ausdruck. "Wir haben in der Findungskommission viel Wert daraufgelegt, Persönlichkeiten mit sehr unterschiedlichen inhaltlichen und strategischen Ansätzen in das Wahlverfahren zu integrieren. Die Kompetenzen und das gesamte Auftreten von Frau Leopold in unserem anspruchsvollen Bewerbungsverfahren haben nicht nur mich beeindruckt." Leopolds Entscheidung, sagte Bürgel unmissverständlich, respektiere er aber ausdrücklich.



So stehen am Freitag noch drei Personen zur Wahl: Heide Baumann, zuletzt Mitglied der Geschäftsführung bei Vodafone Deutschland, Ulrike Demmer, frühere Regierungssprecherin und auch Jan Weyrauch. Weyrauch, aktuell Programmdirektor von Radio Bremen, kam nachträglich auf die Liste, zuerst war das nicht der Fall. Es ging um eine offenbar überraschend eingeführte Gehaltsobergrenze für die neue Führungskraft. Der RBB stellte klar, dass Weyrauch dem Rundfunkrat am Mittwoch vergangener Woche mitgeteilt habe, dass er trotz unveränderter Rahmenbedingungen doch für eine Kandidatur zur Verfügung stehe.