Zehn Monate sind es noch bis zum Beginn der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland - doch von einer großen Vorfreude ist hierzulande bislang wenig zu spüren, was freilich nicht zuletzt an den sehr ernüchternden Ergebnissen liegt, die die deutsche Nationalmannschaft in den vergangenen Jahren erzielt hat. Die Voraussetzungen könnten also besser sein, doch bei der Deutschen Telekom übt man sich in Zweckoptimismus. Der ist schon alleine deshalb nötig, weil das Unternehmen viel Geld bezahlt hat: Für die Rechte an den Live-Übertragungen aller 51 EM-Spiele, aber auch für das nationale Sponsoring, das die Telekom jetzt auf einer Pressekonferenz im Kölner Rheinenergie-Stadion bekanntgegeben hat.

Im Rahmen der Sponsoring-Partnerschaft wird die Telekom demnach etwa das Fahnenträgerprogramm der UEFA präsentieren und bei allen Spielen der EM die Trägerinnen und Träger der Nationalfahnen stellen. Darüber hinaus beinhaltet das Paket die Präsenz unter anderem auf den Werbebanden und digitale Rechte auf den UEFA-Plattformen der UEFA. Dazu kommen die offiziellen Public Viewings in Deutschland, bei denen alle Spiele via MagentaTV übertragen werden.

Und im Fernsehen? Da kann die Telekom zwar mit allen Spielen werben, doch exklusiv werden gerade einmal fünf davon - vier Vorrundenspiele und ein Achtelfinale - auf MagentaTV zu sehen sein. Den Rest teilt man sich durch Sublizenzen mit Free-TV-Partnern: Insgesamt 34 Spiele laufen auch bei ARD und ZDF, zwölf weitere Partien überträgt RTL. Mit den Kölner hat die Telekom ihre Partnerschaft im Zuge der anstehenden EM nun aber noch einmal vertieft, indem die Magenta-Übertragungen direkt aus dem RTL-Sendezentrum in Köln-Deutz kommen werden. Hierfür werden sich der Privatsender und die Telekom das Studio teilen, das RTL gerade erst für seine NFL-Übertragungen errichtet hat. Auch weite Teile der Produktionsinfrastruktur sollen gemeinsam am Kölner Standort betrieben werden. Gut möglich also, dass beide Häuser auch vor der Kamera personell zusammenarbeiten werden - dazu hüllten sich RTL und die Deutsche Telekom, deren EM-Gesicht erneut Johannes B. Kerner sein wird, am Dienstag aber noch in Schweigen.

Sicher ist dagegen, dass RTL als Teil des Deals alle 51 Spiele des Turniers plattformübergreifend nach dem Abpfiff covern wird - mit bis zu sechsminütigen Highlight-Berichten. Stephan Schmitter, Chief Content Officer von RTL Deutschland, sprach am Dienstag von einer "vollumfänglichen Produktionspartnerschaft" und versprach "eine ganz besondere EM". Wohl wissend, dass es aktuell noch spürbar an Euphorie mangelt. "Es ist unsere Aufgabe, das zu transportieren", sagte Schmitter und erhofft sich schon alleine durch das Studio ein "ganz neues, visuelles Gefühl" bei den anstehenden Übertragungen. 

Für die Telekom ist die Europameisterschaft indes nicht zuletzt eine Wette. "Damit schaffen wir für unsere Kundinnen und Kunden einen erkennbaren Mehrwert und erhöhen, wie schon bei den beiden vorangegangenen Turnieren, die Relevanz von MagentaTV für Fußballfans", sagte Wolfgang Metze, neuer Privatkunden-Geschäftsführer der Telekom, über die geplanten EM-Übertragungen, für die drei Sender aufgeschaltet werden sollen - einer für die klassische Übertragung, einer für die Taktik-Perspektive und ein weiterer für eine sogenannte "Recation-Show", mit der man vor allem auf ein jüngeres Publikum zielt.

Dass fünf exklusive Spiele jedoch kaum ausreichen werden, um die Kundenzahl signifikant steigern zu können, weiß auch Michael Hagspihl, Senior Vice President Global Strategic Projects and Marketing Partnerships bei der Telekom. Viel mehr schielt er auf das Nebenkostenprivileg, dessen Ende im kommenden Jahr praktischerweise mit der Fußball-EM zusammenkommt. Mehr als zwölf Millionen Haushalte, deren TV-Signal bislang über die Nebenkosten abgerechnet wurde, werden dann erstmals die Wahl haben, selbst zu entscheiden, über welchen Weg sie fernsehen werden. "Magenta TV ist die absolute Alternative zum Kabel-TV", erklärte der Telekom-Manager in Köln und gab dem Konkurrenten Vodafone, auf dessen Kunden er schielt, damit eine kleine Spitze mit auf den Weg. Geht die Wette auf, dann haben sich die Investitionen in die Fußball-EM ganz sicher gelohnt.

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