"Wer von Ihnen schaut 'Germany's next Topmodel'?", fragt Max Conze und hebt selbst die Hand. Unter seinen Zuhörern bei der Hauptversammlung von ProSiebenSat.1 ist die Reaktion recht verhalten. "Das kann nicht sein, Sie sind doch Aktionäre des Unternehmens", sagt der künftige Vorstandsvorsitzende des Konzerns und klingt dabei fast schon etwas entsetzt. Er selbst wird seinen neuen Posten zwar erst im Juni antreten, doch schon bei seiner Vorstellung in München machte er am Mittwoch deutlich, dass er sich von seinem Vorgänger wohl deutlich unterscheiden wird.

Während der bereits verabschiedete Thomas Ebeling am Ende über seine Zuschauer lästerte und sie in einem Analystencall abfällig als "ein bisschen fett, ein bisschen arm" bezeichnete, schlug Conze andere Töne an. "Der Startpunkt für unseren zukünftigen Erfolg führt nur über unsere Zuschauer", erklärte Conze. Man müsse das Publikum unterhalten und informieren, um dann die Werbekunden zu begeistern. Davon würden letztlich auch die Aktionäre profitieren.

Bei seiner Rede auf der Hauptversammlung stellte der künftige CEO drei Punkte heraus, die ihm wichtig sind. "Ich glaube, daran, dass es wichtig ist, unsere Zuschauer und Kunden in den Mittelpunkt zu stellen", sagte er. "Ist der Kunde glücklich, sind wir es auch." Er glaube außerdem an die Kraft der Veränderung. Der Markt befinde sich zwar im Wandel, aber man müsse sich "definitiv nicht" davor fürchten. Stattdessen solle man Chancen statt Risiken sehen. "Ohne Mut ist alles nichts", so die Devise des neuen Chefs.

Und der dritte Punkt: "Nicht so viel reden, sondern einfach machen", sagte Conze, der selbst schon in den vergangenen Wochen zahlreiche Abteilungen des Unternehmens besuchte und sogar einen ganzen Tag mit einigen Zuschauern verbrachte, um zu verstehen, wie sehr das eigene Programm deren Alltag bestimmt. Das hat ganz offensichtlich Eindruck hinterlassen: "Menschen zu unterhalten und informieren, sie zusammenzubringen und Emotionen zu wecken, das ist unser Ziel."

"Kreativität ist die wichtigste Ressource von ProSiebenSat.1."
Max Conze, künftiger ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzender

Für die Zukunft müsse man daher mutiger und leidenschaftlicher werden, auch wenn ihm bewusst sei, dass man Leidenschaft nicht von oben verordnen könne. "Sie muss gelebt werden. Das war schon immer mein Antrieb." Gleichzeitig gehe es darum, in Kreativität zu investieren. "Kreativität ist die wichtigste Ressource von ProSiebenSat.1", sagte der baldige Vorstandsvorsitzende und sprach damit wohl so manchem Mitarbeiter aus der Seele, dem dieser Aspekt in der Vergangenheit zu kurz gekommen ist.

Vom Geschäftsmodell ist Max Conze indes trotz neuer Wettbewerber und Plattformen überzeugt. Man werde nicht darauf warten, "dass die Amerikaner unsere Unterhaltung alleine gestalten", sagte er. "Das Geschäft von ProSiebenSat.1 ist und bleibt Entertainment - und das ist unabhängig von Format und Kanal fundamental intakt." Am Ende wird sich aber auch Conze an den Geschäftszahlen messen lassen müssen. Das weiß auch der neue Chef, auch wenn er den Aktionären schon mal auf den Weg gibt, doch bitte nicht nur von Quartal zu Quartal zu schauen. Conze: "Wenn es uns in drei Jahren nicht gelungen ist, unseren Aktienkurs klar zu steigern, dann stehe ich Ihnen Rede und Antwort."

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