6. August 2012, ein Montag am Betzenberg in Kaiserslautern. Es ist der erste Spieltag einer neuen Bundesliga-Saison und Fernsehsender Sky kommt mit neuen Ideen und frischen Gesichtern an diese Kultstätte des deutschen Fußballsports. Mit dabei im On-Air-Team des Pay-TV-Kanals war die damals 22 Jahre alte Laura Wontorra, als Teil eines komplett weiblichen Host-Trios. Für die Sportjournalistin, die damals mitten in ihrem Volontariat steckte, war dieses Spiel am Betzenberg, wo Union Berlin gastierte, der erste Schritt in Richtung Königsklasse.

 

Dort ist die gebürtige Bremerin in diesem Jahr angekommen. Verdient, weil sie sich nicht nur beharrlich weiterentwickelt hat, sondern auch die Geduld aufbrachte, einen Schritt nach dem anderen zu gehen. Dass Streamingdienst DAZN, der seit diesem Jahr die Mehrheit der Spiele der UEFA Champions League in Deutschland ausstrahlen darf, Wontorra ganz oben auf dem Wunschzettel hatte, ist entsprechend nur folgerichtig. Dass die Sportjournalistin, inzwischen Anfang 30, den Job nicht deshalb bekommen hat, weil sie die Tochter von "ran"- und "Doppelpass"-Urgestein Jörg Wontorra ist, muss eigentlich nicht erwähnt werden. Vielmehr hatte sie ihn sich durch überzeugende Auftritte in den Jahren zuvor verdient. Die neuen Aufgaben bei DAZN, Bundesliga-Spitzenspiele und die Königsklasse, seien das Maß aller Dinge, sagte Wontorra im Sommer. "Auf Augenhöhe mit den Fans zu kommunizieren und den Sport an sich in den Fokus der Berichterstattung zu stellen, entspricht meinem Naturell als Moderatorin. Umso mehr freue ich mich, ab sofort Teil des DAZN-Teams zu sein und allen Fans die Bundesliga und UEFA Champions League in ihre Wohnzimmer transportieren zu dürfen.”

Wie kaum eine andere Sportjournalistin in ihrem Alter steht sie wie selbstverständlich auf dem grünen Rasen – und weiß sich durch kluge Fragen, charmantes Auftreten, aber auch durch Beharrlichkeit in einer Position durchzusetzen, die nach wie vor eher als Männerdomäne gesehen wird. Dabei hat es sicherlich geholfen, dass sie das Arbeiten vor der Kamera und hinter den Kulissen eben von der Pieke auf – und somit beginnend im Fußballunterhaus – gelernt hat.

2013 wechselte sie zu Sport1, 2017 zur RTL-Gruppe – bei beiden Stationen war sie für die UEFA Europa League, gewissermaßen also für den kleinen Bruder der Champions League, im Einsatz. Seit 2016 gehört sie außerdem zur Moderationscrew von "Ninja Warrior Germany", jener Actionshow, die sich zu einem der größten Showneustarterfolge des zurückliegenden Jahrzehnts im Programm von RTL entwickelt hat. Dort hauptsächlich als Interviewerin der Sportlerinnen und Sportler zu sehen, übernahm sie in Folge auch Hauptmoderationen in großen Unterhaltungsformaten. 2020 etwa in einer gänzlich neuen Rolle und in einem Genre, das man nicht auf Anhieb als Wontorras Steckenpferd betrachtet hätte.

Dass sie es in "Grill den Henssler" einerseits mit hektisch bruzzelnden Promis, andererseits aber auch mit dem nie um einen Spruch verlegenen Steffen Henssler aufzunehmen weiß, passt aber sehr gut zur Bremerin. Dass sie bei RTL Deutschland inzwischen recht weit oben auf der Liste gefragter Show-Hosts steht, beweisen weitere Einsätze in Formaten wie "Der König der Kindsköpfe" oder bei "Top Dog Germany", jener Hundeshow, dem als einzigen Showdebütanten in diesem Jahr ein Erfolg zur besten Sendezeit bei RTL gelang.

Während sie selbst also im Showbereich in Richtung Champions League unterwegs ist, präsentiert Wontorra eben jene seit Oktober dieses Jahres – zudem immer aus dem Stadion, was beim Streamingdienst DAZN keine Selbstverständlichkeit ist. Insofern hat sie mit der Königsklassenpartie zwischen Benfica Lissabon und dem FC Bayern München auch für sich den nächsten Meilenstein in ihrer noch jungen Karriere gesetzt. Dass sie auch bei DAZN in ihren bis dato neun Einsätzen in Bundesliga oder Königsklasse über jeden Zweifel erhaben ist, ist einerseits hochverdient, andererseits angesichts ihres jungen Alters aber auch nicht selbstverständlich.



Dass sie nun im November erstmals für DAZN ein Spiel von Union Berlin begleitet hat, dürfte ein Wiedersehen der besonderen Art gewesen sein. Die Unioner haben schließlich einen ähnlichen Aufstieg wie die Sportmoderatorin hinter sich, spielen aktuell in der UEFA Conference League. Nur in die Champions League haben sie es noch nicht geschafft. Auch das hätte am Abend des 6. August 2012 in Kaiserslautern, als das Spiel mit 3:3 endete, wohl niemand gedacht.