Torsten Körner © Benjamin Heinrich Torsten Körner
Wenn wir über gute Dokumentarfilme des Jahres 2021 sprechen, führt an diesen zwei Produktionen kein Weg vorbei: "Schwarze Adler" und "Die Unbeugsamen". In der einen geht es um schwarzer Fußballerinnen und Fußballer in der deutschen Nationalmannschaft und in der anderen stehen Politikerinnen und Mittelpunkt, die sich ihren Weg an die Macht teilweise hart erkämpfen mussten. Die Dokus haben vieles gemeinsam. Eins ist unter anderem der Mann dahinter: Torsten Körner. 

Der Dokumentarfilmer hat beide Dokus als Autor und Regisseur umgesetzt - und damit eine wichtige Duftmarke im Jahr 2021 gesetzt (Produktion in beiden Fällen: Leopold Hoesch mit seiner Produktionsfirma Broadview Pictures). Sowohl "Schwarze Adler" als auch "Die Unbeugsamen" sind schwer auszuhalten, weil sie strukturelle Probleme in der Gesellschaft zeigen. Es geht um Rassismus und Sexismus - und das nicht nur in der Vergangenheit, sondern auch im Hier und Jetzt. 

Beide Dokumentarfilme kommen ohne Off-Sprecher und anklagenden Ton aus - obwohl letzteres in beiden Fällen angebracht wäre. Stattdessen lässt Körner seine Protagonistinnen und Protagonisten sprechen. Und was sie zu sagen haben, ist sehr eindringlich und geht nah. Die Dokus zeigen eine Welt, in der schwarze Menschen und Frauen, die in die Politik wollten, lange benachteiligt, gedemütigt und/oder beleidigt wurden. Und in den Filmen wird schnell klar: Beide Themen sind auch im Jahr 2021 noch äußert relevant. 

Torsten Körner greift in den beiden Produktionen auch auf Archivmaterial zurück, um den Status Quo vergangener Zeiten zu zeigen. Im Falle von "Schwarze Adler" sieht man dann, wie schwarzer Fußballerinnen und Fußballer früher wie selbstverständlich rassistisch beleidigt wurden, sogar von TV-Moderatoren vor einem Millionenpublikum. Gestört hat das zur damaligen Zeit nur die wenigsten - ausgenommen die Betroffenen selbst natürlich. Die Aufnahmen machen betroffen, zeigen ein Stück weit aber auch, dass sich inzwischen doch schon einiges getan hat. Wenn auch längst nicht genug. 

Auch der zahlenmäßige Erfolg sollte für Sender und Plattformen ein Ansporn sein, entsprechende Projekte frühzeitig zu fördern. Vor allem im Fall von "Die Unbeugsamen" war die Umsetzung aus finanzieller Sicht kein Selbstläufer. "Schwarze Adler" lief nach der Premiere bei Amazon Prime Video im Sommer ab kurz vor Mitternacht im ZDF. Das sorgte im Vorfeld für einige Unkenrufe, dank des passenden Umfeld, damals zeigte der Sender zuvor Spiele der Fußball-EM, sahen sich fast eineinhalb Millionen Menschen die Doku an. Der Marktanteil beim jungen (!) Publikum lag bei 19 Prozent. "Die Unbeugsamen" lief bislang nur im Kino und kam dort seit dem Start im August auf mehr als 150.000 Besucherinnen und Besucher - für einen Dokumentarfilm ein extrem hoher Wert. 

"Wenn man diese teils extrem rassistischen Stücke sieht, fragt man sich schon, in welchem Land wir groß geworden sind", sagte Torsten Körner im Interview mit DWDL.de, als es um "Schwarze Adler" geht. Das trifft auch auf "Die Unbeugsamen" zu, nur dass es hier eben nicht um Rassismus geht, sondern um die strukturelle Benachteiligung von Frauen sowie Sexismus. Wer dachte, er würde Deutschland kennen, sollte sich "Schwarze Adler" und "Die Unbeugsamen" ansehen. Die Erschütterung geht bis ins Mark - und regt zum Nachdenken an, auch über das eigene Tun. Das alles ist Torsten Körner zu verdanken, dessen Dokumentarfilme eindringlich Missstände anprangern, ohne dabei den Zeigefinger zu heben.