Es war schon ein fast schon als tollkühn zu bezeichnender Plan, den Jan Peter Lacher da Anfang 2021 fasste: Als ganz Deutschland noch im Lockdown saß, galt es, die Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2021 zu planen. Der hätte eigentlich schon im Jahr zuvor wieder deutlich größer und glamouröser – und anders als in den Jahren zuvor auch wieder mit TV-Übertragung – verliehen werden sollen, als dann allerdings die Corona-Pandemie die Pläne durchkreuzte.

2021 sollte es nun aber endlich klappen, nicht mehr virtuell, sondern mit großem Publikum vor Ort, als Treffpunkt für die ganze Branche. Dafür verschob man die Verleihung nicht nur bis in den September, man entschied sich auch, sie unter freiem Himmel abzuhalten. Gerade mit Blick auf die sich zögerlicher als erhofft entwickelnde Impf-Kampagne und die draußen erheblich geringere Ansteckungsgefahr eine weise Entscheidung. Doch wer im Herbst schon einmal Köln besucht hat, der weiß eben auch: Die Stadt steht nicht unbedingt für eine Sonnen-Garantie. Doch wer nicht wagt, der nicht gewinnt…

Und so wurde unter der Verantwortung von Jan Peter Lacher, der für RTL dem Fernsehpreis-Beirat vorsaß und die Planungen koordinierte, also eine Open-Air-Verleihung im Kölner Tanzbrunnen geplant. Der war nicht nur praktischerweise direkt neben der Zentrale von RTL Deutschland gelegen und bot in manchen Einstellungen auch Dom-Panorama im Hintergrund - er eröffnete vor allem auch Bühnenbildner Florian Wieder und der Produktionsfirma Riverside ganz neue Möglichkeit für spannende Perspektiven und eine neue Optik, die sich wohltuend von der sonst häufig ziemlich gleichförmig daherkommenden Preisverleihungen abheben konnte.

Dabei war es Gold wert, dass man aufs Ganze ging – auch mit der Gefahr, am Ende im wahrsten Sinne des Wortes im Regen zu stehen. Denn nur Tage später konnte man bei der Verleihung der Primetime Emmys in den USA erleben, was schief gehen kann, wenn halbe Sachen gemacht werden. Dort hielt man lange an den Plänen für eine Indoor-Verleihung fest, musste dann angesichts steigender Infektionszahlen recht kurzfristig umdisponieren – und fand sich schließlich in einem auf einem Parkdeck aufgestellten Zelt wieder, dessen Innenleben zwar ebenfalls von Florian Wieder gestaltet wurde, das aber angesichts der Umstände trotzdem den Charme einer Dorfkirmes versprühte – und obendrein auch noch in Sachen Ansteckungsgefahr kaum einen Vorteil bot.

In Köln hingegen wurde es zwar manch einem während der doch wieder etwas lange geratenen Verleihung im Verlauf des Abends fraglos etwas kühl um die Nase (und nicht nur um die), trotzdem wurden auf der im Nachgang ebenfalls draußen stattfindenden Aftershowparty auch viele von denen noch bis tief in die Nacht gesichtet, die man sonst kaum auf solchen Veranstaltungen antrifft – doch ein erstes solch großes Get-Together der Branche wollten viele nicht verpassen. Auch wenn man bei RTL in Sachen TV-Quote noch auf etwas mehr gehofft haben dürfte: Alles in allem kann man die Wiederauferstehung des Deutschen Fernsehpreises nach Jahren des Kleinsparens ohne TV-Übertragung als vollen Erfolg verbuchen.

Bleibt Jan Peter Lacher, RTL und Gruner + Jahr zu wünschen, dass er bei seinem nächsten Projekt ein ähnlich glückliches Händchen beweist. Der hat bei RTL zusätzlich zu seinem bisherigen Titel "Chief Planning & Cooperations Officer" nämlich auch noch den Zusatz "Head of Transformation Office RTL/G+J" dazu bekommen, muss sich also um die schwierige Zusammenführung des TV- und Audio-Konzerns mit dem Magazin-Verlag kümmern. Bleibt zu hoffen, dass auch da am Ende niemand im Regen steht.