Bereits im letzten Jahr trat eine Änderung im Bereich der Serien, die weder in die Kategorien "Drama-Serie" noch "Comedy-Serie" passen, in Kraft. Und zwar wurde die ursprüngliche Kategorie "Beste Mini-Serie oder Fernsehfilm" in die Bereiche "Beste Mini-Serie" und "Bester Fernsehfilm" aufgeteilt. Viel Aufregung herrschte dann im letzten Jahr, weil beispielsweise "Fargo" als Mini-Serie eingereicht wurde, die Macher von "True Detective" sich jedoch für einen Start als Drama-Serie entschieden haben - und damit der einen oder anderen klassischen Drama-Serie, die Möglichkeit nahm, nominiert zu werden.

Aus diesem Grund schraubte die Television Academy in diesem Jahr weiter am Regelwerk um für eine einheitlichere Einteilung zu sorgen und so einen faireren Rahmen zu schaffen. Herausgekommen ist der neue Kategorien-Name "Beste Limited Series", viel wichtiger erscheint aber die dadurch gesetzte Richtlinie: besitzt eine Serie eine Staffel mit einer abgeschlossenen Handlung gehört sie in den Bereich der Limited Series. Des Weiteren gilt generell, dass eine Serie mit bis zu fünf Folgen in dieser Kategorie antreten muss. Da von Vorjahressieger "Fargo" noch kein Zweitling ausgestrahlt wurde und die zweite Staffel von "True Detective" nicht im für die Nominierung relevanten Zeitraum lief, kann es zumindest in diesem Jahr noch nicht zum Aufeinandertreffen der beiden Serien in der gleichen Kategorie neuer Prägung kommen. Stattdessen treten vier neue Serien gegen einen Stammgast an.

Bereits das vierte Jahr in Folge findet sich die Anthologie-Serie "American Horror Story" mit jeweils abgeschlossener Geschichte, eigenem Untertitel und mehr oder weniger altem Personal in dieser Kategorie wieder. Ein unter einem schlechten Stern stehendes Haus, eine psychiatrische Anstalt in den 1960er Jahren, Hexenverfolgung und Voodoo stellten die Rahmen der letzten drei Staffeln dar. Die vierte Staffel trägt den Titel "American Horror Story: Freak Show" und ging zurück in das Amerika der 50er Jahre. Ryan Murphy und Brad Falchuck, die sich stilistisch wie inhaltlich mit der Musical-Serie "Glee" auch schon auf ganz anderem Terrain bewegten, fokussierten in der vierten Staffel Zirkuswelten, die sich auf Ausstellungen rarer biologischer Missbildungen konzentrierten. Neben der Diskussion über ein bevorstehendes Ende dieser Veranstaltungen treibt ein Serienmörder in den dreizehn Folgen sein Unwesen.

Insgesamt 19 Nominierungen gaben die Mitglieder der TV Academy für die FX-Networks-Serie in diesem Jahr aus, womit sich der Wert im Vergleich zu den beiden Jahren zuvor - jeweils 17 - nochmals um zwei Nominierungen erhöhte. Bei den Creative Arts Emmys, bei denen eine Woche vor der großen Fernseh-Gala Preise in den Handwerkskategorien verliehen werden, konnte "American Horror Story: Freak Show" die Position hinter "Game of Thrones" einnehmen und bereits fünf goldene Damen absahnen. Noch zu vergeben sind die Hauptkategorien. Da finden sich auch dieses Jahr wieder Nominierungen für die Vorjahressiegerinnen Jessica Lange für die beste Leistung als Hauptdarstellerin und für Kathy Bates als beste Nebendarstellerin. Ergänzt wird das Feld um Bates mit Sarah Paulson und Angela Bassett übrigens unter anderem von weiteren "Freak Show"-Ensemblemitgliedern. Als männliche Pendants wären hierbei Finn Wittrock und Denis O'Hare zu nennen, die es auch auf die Liste geschafft haben. Für die bereits im Jahr 2012 für ihr Engagement bei "American Horror Story" mit einem Emmy ausgezeichnete Titelverteidigerin Lange wäre es eine Art Krönung zum zumindest vorläufigen Abschied. Bei der fünften Staffel mit dem Zusatz "Hotel" pausiert sie erst einmal.

Sehr starke Konkurrenz dürfte wohl aus dem Lager von HBO mit "Olive Kitteridge" kommen. Dort wird die Geschichte der gleichnamigen Protagonistin erzählt, die mit Depressionen zu kämpfen hat und sich bereits zu Beginn der ersten Folge mit einem Revolver in der Hand auf einer Lichtung befindet. Was folgt ist ein Rückblick in frühere Jahre. An der Durchschnittlichkeit des fiktiven Ortes Crosby in Maine und seiner Bewohner Freude habend, zeigen die vier Folgen Olives schwieriges Verhältnis zu ihrem Mann Henry und Sohn Christopher, das Problem einer anderen, nicht ausgelebten Liebe und dem Mangel an Leichtigkeit des Seins durch Katastrophen wie Krankheit, Verbrechen und Tod. Die literarische Vorlage dazu stammt von Elisabeth Strout, die in Deutschland mit dem Titel "Mit Blick aufs Meer" verkauft wurde. Die Auszeichnung mit dem Pullitzer-Preis zeigt schon, dass trotz des deutschen Titels das Label "Groschenroman" hier nicht angebracht ist. Und auch die Academy-Mitglieder zeigten sich beeindruckt von der HBO-Produktion und verschafften ihr 13 Nominierungen. Darunter finden sich zwei Emmy-Nominierungen für die beiden Protagonisten. Frances McDormand, Ehefrau von Joel Coen ("Fargo") und einst Hauptdarstellerin im Film "Fargo", ist nominiert, ebenso wie ihr Serien-Ehemann Richard Jenkins. Des Weiteren dürfen auch Bill Murray und Zoe Kazan auf eine Auszeichnung im Bereich der NebendarstellerInnen hoffen.

Auch wenn es im Vergleich zu "Horror Story" oder "Olive Kitteridge" nur überschaubare vier Nominierungen für "The Honourable Woman" gab: Die Kritiken waren überschäumend positiv. Thematisch nah an "Homeland", ist die Serie doch vielschichtiger und entgeht in "The-Wire"-Manier dem Zwang zur klaren Einteilung zwischen gut und böse. Für die Gemeinschaftsproduktion von BBC und Sundance TV über die britisch-israelische Waffenfabrikantin Nessa Stein nahm Anfang des Jahres bereits Maggie Gyllenhaal einen Golden Globe als "Beste Schauspielerin in einer Miniserie oder einem TV-Film" mit nach Hause. Und auch bei den Emmys steht sie neben den bereits erwähnten Damen Lang und McDormand auf dem Nominierungszettel. Ebenfalls feuchte Hände haben dürften in der Kategorie "Beste Hauptdarstellerin in einer Limited Series oder einem Fernsehfilm" Queen Latifah für ihre Rolle der Bessie Smith im HBO-Biopic "Bessie", Emma Thompson für ihr Rolle als Mrs. Lovett in "Sweeney Todd: The Demon Barber Of Fleet Street (Live From Lincoln Center)" und Ex-"Desperate Housewife" Felicity Huffman.

Diese ist ein Teil im Hauptcast der Limited Series "American Crime" von ABC. Erzählt wird die Geschichte über einen Einbruch, bei dem ein Kriegsveteran ermordet wird und seine Frau mit schweren Verletzungen ins Koma fällt. Auf Gerechtigkeit pochen die geschiedenen Eltern des ermordeten Matt, Barbara Hanlon (Felicity Huffman) und Russ Skokie (Timothy Hutton). In der Folge kommt es zur Festnahme von Verdächtigen mit Migrationshintergrund, so dass der Umgang mit Ressentiments, Fragen über das amerikanische Rechtssystem und das Problem der Rassendiskriminierung in den USA als Grundpfeiler der elf Folgen fungieren. Die Idee zur Limited Series von John Ridley ("12 Years a Slave") entstand übrigens nach dem Freispruch des Angeklagten im Todesfall Trayvon Martins und der daraus resultierenden Rassismusdiskussion vor zwei Jahren. Für das Network ABC gilt "American Crime" als Prestige-Projekt, das trotz überschaubarem Zuschauerinteresse um eine zweite Staffel verlängert wurde. Diese Leistung wird auch bei den Emmys mit einer Nominierung als beste Limited Series belohnt. Insgesamt zehn Nominierungen gingen aufs Konto der Serie. Außerdem freuen könnte sich vielleicht Timothy Hutton, der ins Rennen um die beste Leistung für einen Hauptdarsteller in einer Limited Series oder einem Fernsehfilm für "American Crime" geht. Mit um diese Auszeichnung kämpfen am Abend des 21. September aber auch noch: Ricky Gervais für seine Rolle des Derek in "Derek Special" (Neflix), David Oyelowo für seine Rolle als Peter Snowden im Film "Nightingale" (HBO), Adrien Brody für Harry Houdini in der Limited Series "Houdini" (History) und Mark Rylance für die Darstellung des Thomas Cromwell in der Limited Series "Wolf Hall" (PBS).

Und damit wären wir beim letzten Kandidaten in diesem Bereich angelangt: "Wolf Hall". Die Serie kommt ursprünglich von BBC Two und stellt den Aufstieg Thomas Cromwells am englischen Hofe Heinrich des VIII. im Jahr 1520 in den Mittelpunkt. Dass die sechs Episoden umfassende Produktion der europäischen Insel überhaupt die Fünfte im Bunde sein kann, liegt - wie im Falle von "Downton Abbey" - an der Ausstrahlung beim Sender PBS. Insgesamt acht Nominierungen gab es für die Produktion. Mit dabei ist auch Damian Lewis, der bereits vor drei Jahren einen Emmy für seine Hauptrolle des Nicholas Brody in "Homeland" bekam. Nominiert ist dieser in diesem Jahr als bester Nebendarsteller.

Gewinnen konnte "American Horror Story" den Emmy als beste Limited Series bzw. Miniserie übrigens noch nie, obwohl die Serie so etwas wie ein Abo auf die Nominierung in dieser Kategorie gebucht hat. Lugt man nochmals auf das Feld der besten Miniserie oder Fernsehfilm bei den diesjährigen Golden Globes, findet man dort die Serie übrigens gar nicht erst wieder. Dafür aber "Olive Kitteridge". Immerhin bleibt es Frances McDormant bei den Emmys erspart, gegen ihr Serien-Alter-Ego Allison Tolman aus "Fargo" antreten zu müssen. Zudem bleibt der familieninterne Wettstreit mit Ehemann und "Fargo"-Produzent Joel Coen aus. Ein Glück, dass die zweite Staffel erst im Oktober ausgestrahlt wird...