Herr Lufen, eigentlich sind Sie nach China gereist, um über die Olympischen Spiele zu berichten. Nun sitzen Sie nach einem positiven Corona-Test in Quarantäne. Wie geht's Ihnen?

Mir geht's den Umständen entsprechend ganz gut. Rein körperlich hatte ich von Anfang an wenige bis gar keine Symptome. Nach einer Woche auf 15 Quadratmetern wird es für den Kopf aber so langsam schwierig.

Sie sitzen in einem Quarantäne-Hotel fest. Unter welchen Bedingungen verbringen Sie die Zeit? 

Das Hotel an sich ist ein Skiressort aus den 80ern. Hat also seine besten Zeiten schon hinter sich. Trotzdem war alles sauber und in Ordnung, als ich hier angekommen bin. Das Zimmer könnte für die lange Zeit natürlich etwas größer sein. Auf 15 Quadratmetern wird selbst die Morgengymnastik ein Platzproblem. (lacht) Es gibt drei Mahlzeiten am Tag. Die Menge ist mehr als ausreichend, aber besonders schmackhaft ist es nicht. Und inzwischen - nachdem das Hotel wohl ausgebucht ist - auch meistens kalt. Über die WLAN-Verbindung bekommt man außerdem Zugang zu allen westlichen Internetseiten und seinen Mails. Selbst die Mediatheken der deutschen Sender sind abrufbar.

Wie groß ist Ihre Sorge, auch dann noch in Quarantäne zu sein, wenn die Olympischen Spiele längst begonnen haben?

Die Sorge ist mittlerweile fast real. Morgen startet schon die Eröffnungsfeier, der erste Sendetag bei uns in der ARD ist dann einen Tag später. Da sollte ich natürlich schon im Einsatz sein. Um vorzeitig aus der Quarantäne entlassen zu werden, benötige ich zwei negative Test innerhalb von 24 Stunden. Bislang lag ich noch ein Stück unter dem chinesischen Grenzwert von 35. Die ersten zwei, drei Tage werde ich wohl verpassen.

Auch einige Sportlerinnen und Sportler wurden bereits positiv auf Corona getestet. Machen die Spiele unter solchen Umständen überhaupt Sinn?

Aus meiner Sicht machen die Spiele in dieser aktuellen Lage schon vor der Eröffnungsfeier keinen Sinn mehr. Knapp 300 eingereiste Menschen sitzen in und um Peking im Moment in Quarantäne-Hotels, so wie ich. Das muss man sich mal vorstellen. Darunter zahlreiche Sportlerinnen und Sportler. Für die wird’s eng bis unmöglich, hier noch teilzunehmen. Da zerplatzen auch Medaillenträume. Und manche durften nach einem positiven Test zuhause erst gar nicht los fliegen. Das werden also keine fairen Olympischen Spiele mit gleichen Chancen für alle. Jede Siegerin, jeder Sieger muss sich doch fragen: War ich wirklich die oder der Beste oder hatte ich einfach nur Glück?

Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie ganz konkret auf die mediale Berichterstattung vor Ort - erst recht in einem Land, in dem Pressefreiheit ohnehin nicht groß geschrieben wird? 

Man kann nur vermuten, dass die angespannte Coronalage den chinesischen Organisatoren vielleicht sogar willkommen ist. So behalten sie auf jeden Fall die Kontrolle über all unsere journalistischen Aktivitäten. Wir bewegen uns ja in einer abgeschirmten Blase, aus der keiner raus darf. Und das wird auch kontrolliert. So kommt den Berichten unserer Korrespondenten, die noch außerhalb sind, natürlich eine noch größere Bedeutung zu. Aber auch die können nicht frei arbeiten, werden an ihren Recherchen gehindert und häufiger einbestellt, um sich für ihre Beiträge zu erklären.

Herr Lufen, vielen Dank für das Gespräch und schnelle Genesung.

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