12. August 2014: Die Finanzinvestoren sind weg - und haben zum Abschied das Portemonnaie geöffnet. Es wird bekannt, dass weit mehr als 70 Millionen Euro an den Vorstand und weitere Mitarbeiter verteilt wurden. Alleine Thomas Ebeling erhielt zum Dank 23,4 Millionen. Tatsächlich können die Private-Equity-Unternehmen äußerst zufrieden sein mit der Leistung der Konzernspitze: Seit Thomas Ebeling - einst Pharma- und Zigarettenmanager - im März 2009 sein Amt antrat und bei ProSiebenSat.1 nach und nach das digitale Geschäft forcierte, entwickelte sich der Aktienkurs rasant: Von anfangs rund einem Euro auf inzwischen mehr als 30 Euro.

15. Oktober 2014: ProSieben erklärt, dass man das für 2015 festgelegte Umsatzwachstumsziel von 800 Millionen Euro zum Jahr 2010 voraussichtlich bereits Ende dieses Jahres erreichen wird.

26. Februar 2015: Die Geschäftszahlen sind beeindruckend: ProSiebenSat.1 erhöhte seinen Umsatz um 10,4 Prozent auf mehr als 2,8 Milliarden Euro und auch das EBITDA legte deutlich zu. Ein Drittel der Umsatzerlöse werden außerhalb des TV-Werbegeschäfts erwirtschaftet.

26. Juni 2015: Durch seine Tochter 7Commerce übernimmt ProSiebenSat.1 eine Mehrheitsbeteiligung am Verbraucherportal Verivox. Für 80 Prozent der Gesellschaftsanteile an Verivox zahlt der TV-Konzern einen Kaufpreis von rund 170 Millionen Euro zuzüglich einer variablen Kaufpreiskomponente von maximal 40 Millionen Euro.

15. Oktober 2015: Weil ProSieben in allen Segmenten schneller wächst als geplant, erhöht der Konzern seine Ziele und plant bis 2018 rund die Hälfte der Erlöse außerhalb der klassischen TV-Werbung erzielen. Das Segment "Broadcasting German-speaking", dem inzwischen auch Sat.1 Gold und ProSieben Maxx angehören, bezeichnet ProSiebenSat.1 zwar noch immer als sein Kerngeschäft, doch die ausgegebenen Ziele sprechen eine andere Sprache. Das Fernsehen wird mehr und mehr zur Nebensache.

4. März 2016: Meilenstein für ProSiebenSat.1: Die Deutsche Börse hat entschieden, die Aktien von ProSiebenSat.1 Media in den DAX aufzunehmen. "Wir sehen den Aufstieg als Würdigung unserer Arbeit der vergangenen Jahre und als Ansporn, unsere diversifizierte Wachstumsstrategie in Zukunft erfolgreich weiter zu verfolgen", sagt Thomas Ebeling.

21. April 2016: Im Digitalbereich macht ProSiebenSat.1 künftig Unterschiede: Der Konzern hat als Reaktion auf die positive Entwicklung des Digitalgeschäfts eine neue Segmentstruktur angekündigt. Ebeling: "Wir haben in den vergangenen Jahren eine schlagkräftige Digitalstrategie etabliert und erfolgreich umgesetzt. Digital Entertainment sowie Digital Ventures & Commerce spielen dabei eine Schlüsselrolle."

5. September 2016: Ebeling ist weiterhin auf Einkaufstour und will nun den Singlebörsen-Markt aufmischen: 100 Millionen Euro lässt sich ProSiebenSat.1 den Erwerb von 50 Prozent plus einer Aktie der erfolgreichen Parship Elite Group kosten.

4. Oktober 2016: Gunnar Wiedenfels, seit eineinhalb Jahren Finanzvorstand von ProSiebenSat.1, kündigt seinen Abschied an. Ihn zieht es als Finanzchef zu Discovery Communications nach New York. Wenige Wochen später wird bekannt, dass auch Digitalvorstand Christian Wegner seinen Hut nimmt.

18. November 2016: Im "Manager-Magazin" kündigt Thomas Ebeling an, dass er nach Ablauf seines aktuellen Vertrags das Unternehmen verlassen will. "Aus der professionellen Überzeugung heraus, dass jedes Unternehmen nach zehn Jahren einen anderen an der Spitze braucht. Und dass man als 60-Jähriger keinem Medienunternehmen mehr vorstehen sollte", betont er und findet zugleich wenig wertschätzende Worte für seine Senderchefs: Manchmal lasse er zu viel Freiheit, stellt er fest. "Ich habe auf unseren Sendern oft Formate akzeptiert, obwohl ich vorher ahnte, dass sie keine Quote bringen. Ich hoffe dann immer auf die selbstreinigende Wirkung der Blamage bei den Fernsehleuten. Funktioniert nicht immer."

20. April 2017: Und noch ein Abschied – nach mehr als 20 Jahren im Haus verliert Thomas Ebeling seinen Konzernsprecher Julian Geist. Er spricht vom "richtigen Zeitpunkt für eine Neuorientierung".

20. Juni 2017: Im November 2015 hatte ProSiebenSat.1 das Online-Reisebüro Etraveli mit Sitz in Stockholm übernommen - damals mit einer zugrundeliegenden Unternehmensbewertung von 235 Millionen Euro. Nun trennt man sich wieder von der Beteiligung und veräußert alle Anteile an den Finanzinvestor CVC. In eineinhalb Jahren hat sich der Wert auf 508 Millionen Euro mehr als verdoppelt.

21. Juni 2017: ProSiebenSat.1 übernimmt die Mehrheit an der Jochen Schweizer GmbH. Weil man mit Mydays schon ein ganz ähnliches Unternehmen hat, sollen beide unter der neuen Jochen Schweizer mydays Holding GmbH zusammengeführt werden. An diesem neuen Unternehmen hält ProSiebenSat.1 künftig 90 Prozent, Jochen Schweizer ist mit zehn Prozent an Bord.

2. Juli 2017: Thomas Ebeling will die zehn Jahre vollmachen. Der Aufsichtsrat hat den Vertrag des Vorstandsvorsitzenden bis zur Hauptversammlung 2019 verlängert. "Der Aufsichtsrat stellt mit dieser vorzeitigen Vertragsverlängerung schon jetzt die Weichen, damit die Erfolgsgeschichte von ProSiebenSat.1 mit Thomas Ebeling als CEO in den nächsten Jahren fortgeschrieben werden kann", erklärt der Aufsichtsrats-Vorsitzende Werner Brandt.

3. August 2017: Das Digitalgeschäft läuft weiter gut, doch das Fernsehgeschäft tut sich zunehmend schwer. Die Quoten sinken und auch die Werbeeinahmen gingen in der ersten Jahreshälfte zurück. Im weiteren Verlauf des Jahres soll sich der TV-Werbemarkt aber wieder besser entwickeln, heißt es optimistisch aus Unterföhring.

25. August 2017: Der Aktienkurs von ProSiebenSat.1 ist in den vergangenen Wochen stark unter Druck geraten. Alleine innerhalb eines halben Jahres sank der Wert um mehr als zwölf Prozent. Der Konzern prüft eine Abspaltung des Digitalgeschäfts, das inzwischen die Hälfte der Umsätze beisteuert.

17. September 2017: "Ende des Jahres wollen wir mit Maxdome profitabel sein. Das gilt", sagte der ProSiebenSat.1-Vorstandsvorsitzende Thomas Ebeling Anfang Mai gegenüber dem "Handelsblatt". Vier Monate später ist von diesem Ziel nicht mehr viel übrig geblieben, wie Ebeling nun jetzt eingestehen muss. "Auf Gesamtjahressicht wird Maxdome noch nicht profitabel sein", sagt er nun.

8. November 2017: Der TV-Werbemarkt bereitet dem Konzern nach wie vor Kopfschmerzen: Hier ging der Umsatz im dritten Quartal um zwei Prozent auf 488 Millionen Euro zurück. Thomas Ebeling muss die Umsatzziele daher fürs Gesamtjahr senken. Der Aktienkurs rauscht am Tag danach zwischenzeitlich um mehr als zehn Prozent nach unten.

10. November 2017: Die "Süddeutsche Zeitung" berichtet, dass der Aufsichtsrat bereits auf der Suche nach einem geeigneten Nachfolger für Ebeling ist. Es sei sogar möglich, dass Ebeling gar nicht mehr bis zum Ende seines Vertrages im Jahr 2019 an Bord bleibt. Eine konkrete Stellungnahme zu einem möglichen Nachfolger oder zumindest zur Suche dessen gibt es nicht.

15. November 2017: DWDL.de berichtet über eine Telefonkonferenz mit Analysten, bei der sich Thomas Ebeling abfällig über das Fernsehpublikum geäußert hat. "Es gibt Menschen, ein bisschen fettleibig und ein bisschen arm, die immer noch gerne auf dem Sofa sitzen, sich zurücklehnen und gerne unterhalten werden wollen. Das ist eine Kernzielgruppe, die sich nicht ändert", sagte er. Nachdem weitere Medien über die Äußerungen berichten, sieht sich Ebeling zu einer Stellungnahme gezwungen. "Aus dem Zusammenhang der Diskussion gerissen, ist diese Äußerung leider falsch verstanden worden, was ich sehr bedauere", lässt er mitteilen.

16. November 2017: Zahlreiche Medien berichten in ausführlichen Analysen und Kommentaren über Ebelings Aussage. Für das "Handelsblatt" ist er ein "Selbstzerstörer", die "Bild" wählt ihn zum "Verlierer des Tages".

19. November 2017: In der Nacht berichtet DWDL.de über den bevorstehenden Abschied von Thomas Ebeling, am Abend folgt schließlich die Bestätigung. Ende Februar 2018 will der Vorstandsvorsitzende den DAX-Konzern verlassen – die Trennung erfolge "einvernehmlich", heißt es offiziell. Doch die Trennung erfolgt nun derart kurzfristig, dass ein Nachfolger noch nicht präsentiert werden kann. Klar ist: Ebelings umstrittene Äußerung im Analysten-Call brachte das Fass letztlich zum Überlaufen.

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