Ende Juli machte eine Meldung die Runde, die es in sich hatte: "Netflix führt Impfpflicht ein", war in nationalen und internationalen Medien zu lesen. Tatsächlich lässt der Streamingdienst in den USA am Set keine Schauspielerinnen und Schauspieler sowie Crewmitglieder in eine bestimmte Zone, wenn diese nicht geimpft sind. In dieser Zone werden all die Mitarbeiter eingeteilt, die Kontakt zum Cast haben, während dieser ohne Maske am Set vor der Kamera steht. Für die Personen vor der Kamera ist es also de facto eine Impfpflicht. Zuvor einigten sich Produzenten mit den Gewerkschaften auf ein solches Vorgehen. 

In Deutschland sieht die Situation aktuell ein wenig anders aus. Hier will sich noch keine Produktionsfirma offensiv für eine Impfpflicht aussprechen, auch wenn viele betonen, man werbe bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und sonstigen Protagonisten darum, sich impfen zu lassen. Dass Corona auch für die deutsche Produktionsbranche noch nicht vorbei ist, zeigte sich erst vor einigen Tagen, als RTL und UFA Show & Factual hektisch die "Supertalent"-Jury umbesetzen mussten, weil sich Lukas Podolski mit dem Virus infiziert hatte. Laut "Bild" soll er nicht geimpft gewesen sein. 

Fabian Tobias © Endemol Shine / Steffen Z. Wolff Fabian Tobias
Das Thema ist offenbar heikel. Mehrere von DWDL.de angefragten Produktionsfirmen wollten sich nicht zu möglichen Maßnahmen-Verschärfungen am Set äußern. Stattdessen heißt es oft, man halte sich an Gesetze - und die würden sich ohnehin ständig ändern. Einer, der sich öffentlich äußert, ist Endemol-Shine-Geschäftsführer Fabian Tobias. "Wir verhalten uns momentan nach der 3G-Regelung, behalten uns für die Zukunft eine Änderung vor, soweit dies gesetzlich möglich ist", sagt er gegenüber DWDL.de. 

Eine Impfpflicht für Mitarbeitende der Produktionsfirma oder Protagonisten in den Shows von Endemol Shine gibt es nicht. "Aktuell würden wir auch Prominente engagieren, die nicht geimpft sind, da wir die 3G-Regelung anwenden", sagt der Geschäftsführer und verweist darauf, zu Beginn der Pandemie ein Gesundheits-Team im Unternehmen aufgebaut zu haben. Dieses Team sei "sehr intensiv mit dem Schutz der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter" beschäftigt. 

"Möchten und können niemanden zur Impfung verpflichten"

Karsten Roeder, Bildergarten Entertainment © Carsten Lippe Karsten Roeder
"Wir möchten und wir können niemanden zu einer Impfung verpflichten", sagt auch Karsten Roeder, Geschäftsführer von Bildergarten Entertainment. Dennoch empfehle man den eigenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern den Stich. Roeder sagt, man handele immer nach den jeweils geltenden, lokalen Verordnungen. Außerdem würden alle Crew-Mitglieder und Mitwirkenden am Set täglich getestet. "Unsere Arbeit im Büro haben wir im Moment auf 30 Prozent Anwesenheit beschränkt. Diese Kollegen werden bis zu zwei Mal die Woche getestet."

Anders als Netflix in den USA, prescht in Deutschland also noch niemand in Sachen Impfpflicht für Crew und Cast vor. Ändern könnte sich das eventuell dann, wenn Studiobetreiber nur noch solche Personen in das Gebäude lassen, die geimpft oder genesen sind. Aber auch das ist derzeit nicht absehbar. Nico Roden, Director Sales & Production bei der MMC, sagt: "Unsere Betreiberverantwortung endet dort, wo der Veranstalter, also der Produzent, übernimmt." In den von den Produktionsfirmen angemieteten Bereichen sowie in den Studios während der Aufzeichnungen würden die jeweiligen Hygienekonzepte der Produzenten greifen. "Die Grundsatzentscheidung, ob 2G oder 3G trifft hier also die Produktionsfirma für sich selbst, allerdings in enger Absprache mit uns als Betreiber."

Die MMC war vor einigen Tagen vorgeprescht, als es um die Frage des Publikums in TV-Shows ging. Hier lässt man inzwischen nur noch geimpfte bzw. genesene Personen ins Studio, damit diese den Aufzeichnungen oder Live-Shows folgen können (DWDL.de berichtete). Eine entsprechende Ausweitung dieser Vorgehensweise auch auf Protagonistinnen und Protagonisten von TV-Shows ist nicht geplant. "Am Ende", sagt Roden, "gilt es, gemeinsam für jeden Einzelfall eine geeignete Lösung zu finden, da sich die Produktionen zum Teil stark voneinander unterscheiden."