Als DWDL.de im September 2020 über Beta Film und dessen Strategie berichtet hat, schrieb Chefreporter Torsten Zarges von einem "Spinnennetz", das das Traditionsunternehmen aus Oberhaching bei München spanne. Gemeint waren damit die nationalen und internationalen Beteiligungen, die Beta Film immer wieder eingeht und so ein großes Netzwerk schafft, ohne als klassischer Konzern bei den Tochterunternehmen auch immer mitreden zu wollen. Die Freiheiten, die Beta-Boss Jan Mojto den Töchtern gewährt, sind ein wichtiger Punkt, wenn es um den Erfolg des Unternehmens geht. 

Seit September 2020 ist freilich viel passiert - und das Spinnennetz weiter gewachsen. Im vergangenen Jahr übernahm Beta Film nicht nur die weltweiten Vertriebsrechte am Katalog der WDR Mediagroup, in Österreich gründete man mit Rückenwind des neuen Filmförderungsmodells die Gamma Film und will diese zum Dreh- und Angelpunkt der eigenen Mittel-, Ost- und Südosteuropa-Aktivitäten machen (DWDL.de berichtete). Zusammen mit Uli Zahn gründete das Unternehmen unter dem Dach der Rosebank AG, dazu zählen unter anderem Seapoint und Bantry Bay, die Produktionsfirma Brot & Butter Entertainment, um die es aber auch heute noch erstaunlich ruhig ist. Die herausfordernden Zeiten sorgten aber auch für eine Konsolidierung: Dreamtool wurde bei Rosebank eingegliedert. Und Ariane Krampe produziert künftig nicht mehr unter eigener Flagge - sondern unter der von Bantry Bay. Oder kurz gesagt: Mojto und Beta-Geschäftsführer Moritz von Kruedener hatten viel Arbeit zu erledigen. 

Die aktuelle Marktlage ist für alle Unternehmen eine Herausforderung. Vielleicht noch ein bisschen herausfordernder ist sie für solche Unternehmen, die, wie Beta Film, unabhängig sind. Dass Beta allerdings zu den Treibern der Konsolidierung zählt und damit auf absehbare Zeit vermutlich eher noch stärker als schwächer wird, zeigt ein Deal, der in diesen Wochen endlich finalisiert wurde: Die Übernahme von Anteilen an der High View Gruppe. 

Bereits seit dem Frühjahr ist bekannt, dass Beta die Hälfte der Unternehmensanteile der High View GmbH übernehmen will - doch das Vorhaben lag zunächst beim Bundeskartellamt. Von dort gab es zuletzt grünes Licht und daher übernahm Beta Ende Oktober in einem ersten Schritt 25 Prozent der Anteile. Die High View Holding GmbH ist damit nun raus, die restlichen 75 Prozent liegen bei der AT Media Holding GmbH von High-View-Mastermind Alexander Trauttmansdorff. 

Und auch wenn es zunächst so aussieht, als hätten sich die Unternehmen nun doch auf eine niedrigere Beteiligung durch Beta Film verständigt, ist das nicht alles. Beta Film und High View bestätigen gegenüber DWDL.de nämlich, dass die Übernahme der Hälfte der Unternehmensanteile in zwei Schritten erfolge. Beta Film wird also in einem zweiten Schritt weitere 25 Prozent an der High View übernehmen. Vom Bundeskartellamt und den Medienanstalten hat man dafür bereits die Genehmigung. Daher soll der Deal auch schon in Kürze über die Bühne gehen, ein genaues Datum wollen die Unternehmen aber noch nicht nennen. 

Beide Seiten profitieren von dem Deal

Das Firmenkonstrukt rund um Beta wird damit eher noch etwas komplizierter: Die High View GmbH selbst betreibt die Sender Gute Laune TV und Just Cooking, über Tochterfirmen gehören auch Deluxe Music, Schlager Deluxe, Jukebox, Bergblick oder die erst kürzlich übernommenen Sony-Sender, die inzwischen AXN Black und AXN White heißen, zum Konzern. Hinzu kommen eine Reihe von FAST-Channels und VoD-Angebote. High View ist ziemlich umtriebig, wenn es darum geht, eine noch spitzere und nischigere Nische zu finden als zuvor. 

Die strategische Partnerschaft zwischen Beta und High View macht vor allem deshalb Sinn, weil es auf beiden Seiten Gewinner gibt. Beta Film erschließt sich durch den Einstieg neue Vertriebswege für seine Inhalte - und die Sender der High View Gruppe profitieren im Gegenzug von dem großen Beta-Archiv. Beta Film ist heute schon über seine Minderheitsbeteiligung an Autentic indirekt an den Sendern Spiegel Geschichte und Curiosity Channel beteiligt, hier brachte man zuletzt auch einige FAST-Channels an den Start.  

Vor diesem Hintergrund macht auch die Übernahme der Sony-Sender durch High View noch ein kleines bisschen mehr Sinn. Auf AXN Black und AXN White sind schon heute Produktionen aus dem Beta-Katalog zu sehen, darunter "Gomorrha" und "Grand Hotel". Auch "Kommissar Rex" mit den Schauspielern Kaspar Capparoni und Fabio Ferri wird im High-View-Portfolio auftauchen, ebenso Produktionen wie "Romanzo Criminale", "The Border" und "Hassel".

Beta stärkt sein Vertriebsgeschäft

Der letzte aktuelle, von Beta Film vorliegende Konzernabschluss ist von 2021. Darin weist das Unternehmen Umsatzerlöse in Höhe von 282,5 Millionen Euro aus, unterm Strich blieb ein Gewinn von 15 Millionen Euro. Das Produktionsgeschäft, hierzu zählen unter anderem die Beteiligungen an Beta Nordic, Intaglio Films, Bantry Bay, Seapoint, Rowboat, Sommerhaus Filmproduktion oder auch Sperl Film + Fernsehproduktion und Zeitsprung Pictures, machte da rund 76,6 Prozent des Gesamtumsatzes aus. Minderheitsbeteiligungen hält Beta noch an Produktionsfirmen wie X-Filme oder der NeueSuper. Auf das Handelsgeschäft mit dem Verkauf von Lizenzen entfielen nur etwas mehr als 18 Prozent des Gesamtumsatzes. 

Durch den Einstieg bei High View dürfte sich der Anteil der Distributionserlöse nachhaltig erhöhen. Das ist eine gute Nachricht für Beta Film in einem Markt, in dem aktuell viele Inhalte-Anbieter auf die Kostenbremse treten - und das natürlich Auswirkungen auf die Produktionsfirmen hat. Jan Mojtos Beta Film ist damit nicht nur ein aktiver Gestalter des Konsolidierungsprozesses am Markt, sein Haus spinnt auch das eigene Netz immer weiter. Und solche Spinnennetze sollen ja bekanntlich ziemlich reißfest und belastbar sein.