Mitte Juni ließ Stefan Raab die Bombe platzen: Die Ankündigung seines TV-Abschieds zum Jahresende schlug hohe Wellen. Er habe seine Entscheidung jedoch "nach reiflicher Überlegung und mit Überzeugung getroffen", ließ Raab damals mitteilen - und übte sich seither in Zurückhaltung. Keine weiteren Aussagen, kein Interview. Man durfte also gespannt sein, wie Raab seinen ersten "TV total"-Auftritt nach der Sommerpause meistern würde. Am Montagabend war es nun so weit, doch wer auf erklärende Worte oder gar versteckte Anspielungen auf den nahenden Abschied hoffte, wurde enttäuscht.

Hätte man nicht gewusst, dass Raab mit seiner Ankündigung im Sommer für die wohl größte TV-Überraschung des Jahres sorgte, so wäre die Sendung vom Montag vermutlich als ganz gewöhnliche "TV total"-Ausgabe durchgegangen. Ganz so wie einst Harald Schmidt, machte auch Raab seinen Rückzug erst mal nicht zum Thema der eigenen Show. Sein Stand-up geriet reichlich unspektakulär und wirkte eher, als wolle man auf Teufel komm raus noch einmal alle Themen aufwärmen, die in den Sommermonaten liegen geblieben waren. Da musste selbst die schon einige Wochen alte Nachricht von der neuen Zeitzone in Nordkorea für ein paar platte Witze herhalten. Und mit Blick auf die derzeitige Wespenplage kalauerte Raab irgendwas mit "Lesbenplage". Für ein paar Lacher im Publikum reichte das aber allemal.

Erst sein Gast Ralf Moeller schaffte es, Raabs Ehrgeiz zu wecken. Der hatte nämlich noch unmittelbar vor der Show mit Arnold Schwarzenegger via Facetime gesprochen, was den Moderator offenbar so sehr beeindruckte, dass er den "Terminator" nach all den Jahren endlich auch in seiner Show haben wollte. Tatsächlich wählte Moeller kurzerhand Schwarzeneggers Nummer - und hatte ihn schließlich am anderen Ende der Leitung. Mächtig stolz auf die Live-Schalte zum gerade in China weilenden ehemaligen Mr. Universe, fand Raab fast keine Worte und freute sich wie ein kleines Kind. Schwarzenegger lachte, grüßte und wünschte viel Spaß.

Schwarzenegger bei TV total© Screenshot ProSieben

Das war's dann aber auch schon mit den Überraschungen im Kölner Studio des Entertainers. Dass sich Stefan Raab in der ersten "TV total"-Ausgabe nach der Sommerpause und seinem angekündigten Rückzug aus dem Fernsehen mit keiner Silbe zum Thema äußerte, verwundert Eingeweihte übrigens nicht. Aus dem Umfeld von Brainpool und ProSieben hieß es schon in den vergangenen Wochen mehrfach, dass man im Herbst keine Abschiedstournee veranstalten werde - so wie es das ZDF gleich zweifach mit "Wetten, dass..?" getan hat.

So sehr sich mancher also gestern einige Worte von Raab gewünscht hätte, wäre diesen Aussagen so viel Bedeutung beigemessen worden, dass sie gleichzeitig eben ein Startschuss zu einer endlosen, vier Monate langen Abschiedstournee gewesen wären. Stattdessen heißt es bei ProSieben zum geplanten Raabschied: Die letzte Ausgabe von "Schlag den Raab" und die letzte Woche "TV Total" im Dezember würden sicher keine regulären Sendungen.

Doch was sich Stefan Raab und Brainpool für die finalen Sendungen ausdenken werden, dürfte auch noch ein Stück weit davon abhängen, in welcher Atmosphäre die kommenden Monate in Köln-Mülheim über die Bühne gehen werden. Sollte es zu gegenseitiger Einsicht und realistischer Einschätzung kommen, dann spräche nichts dagegen, wenn das Team am Ende der letzten "Schlag den Raab"-Sendung mit ihrem langjährigen Arbeitgeber auf der Bühne stehen würde, um mit "One moment in time" zu feiern, was lange Zeit mit Blick auf den Rest der Branche als luxuriöse Arbeitsbedingungen zu bezeichnen war. Aber das ist nur so ein Gedanke.

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