"Wenn Deutschland streitet, sind wir zugegen!" - Mit diesen Worten hat sich Steffen Hallaschka im Dezember aus der ersten Folge der Neuauflage von "Der heiße Stuhl" verabschiedet. Von RTL hieß es: Das Comeback war keine einmalige Sache. Immer wenn es etwas relevantes zu besprechen gibt, soll die Sendung wieder ins Programm genommen werden, doch während gerade viele Talkshows bei den Öffentlich-Rechtlichen mit aktuellen Themen punkten - erst vor wenigen Tagen erreichte beispielsweise "Hart aber fair" mit dem Thema Erdogan die höchste Reichweite einer regulären Ausgabe seit Mitte 2015 - ist es bei RTL leise  geworden um den "Heißen Stuhl".

Anfang vergangener Woche meldete sich RTL-Chefredakteur Michael Wulf in der "FAZ" zu Wort und forderte zwei TV-Duelle zur Bundestagswahl. Ganz nebenbei sagte er über den "Heißen Stuhl", dass man den Talk ins Programm nehmen werde, wenn man ein relevantes Thema mit guten Gästen habe. "Für uns ist die Frage: Was können wir anders machen als die Talkshows, die es vor allem im öffentlich-rechtlichen Fernsehen schon gibt? Denn auch die Form der Vermittlung von Politik spielt eine wichtige Rolle, mit der wir uns immer wieder beschäftigen", so Wulf in dem Gespräch. (DWDL.de berichtete).

Doch was sind für RTL relevante Themen? Was zeichnet mögliche Gäste aus, die in die Sendung passen könnten? Türkei, Trump, Terror - das alles sind gerade sehr heiß diskutierte Themen. Wieso nimmt sich RTL im "Heißen Stuhl" nicht eines dieser Themen an? Man muss aber auch gar nicht ins Ausland gehen, um passende Themen zu finden: Sollte Angela Merkel wirklich noch eine Amtszeit als Bundeskanzlerin dranhängen? Ist Martin Schulz tatsächlich der erhoffte Überflieger für die SPD? Von der AfD ganz zu schweigen.

Auf Nachfrage äußert sich RTL zurückhaltend und betont, dass man das Format "sehr behutsam" einsetzen wolle. "Nach der ersten Sendung haben wir auch deutlich gemacht, dass wir uns die nötige Zeit dafür nehmen werden, das Konzept weiterzuentwickeln. Deshalb setzen wir uns da auch keinem Druck aus", sagt ein Sendersprecher gegenüber DWDL.de. Unklar, wie weit man bei der Weiterentwicklung ist und wo man genau ansetzt. Grundsätzlich gelte: Man wolle "unique" sein und sich von anderen Talkshows abheben.

Abgehoben hat sich die Neuauflage des Kult-Talks im Dezember tatsächlich von den anderen Talkshows - allerdings weniger im positiven Sinn. Die Kritiken waren überwiegend negativ. Die Talk-Gäste waren "vollends damit beschäftigt, bloß keine gemeinsame Diskussionsgrundlage zu finden", schrieb DWDL.de im Anschluss an die Sendung. Im Vorlauf der Sendung hatte RTL damals im Rahmen von "Extra" eine durchaus sehenswerte Dokumentation über die Kölner Silvesternacht 2015/16 gezeigt; der Talk mit Thilo Sarrazin sollte daran anknüpfen.

RTL zeigte Doku und Talk damals an einem Thementag, an dem sich viele Formate mit dem Thema "Innere Sicherheit" beschäftigt haben. Solche Thementage gibt es bei RTL nicht oft. Bleibt die Frage, ob RTL den "Heißen Stuhl" weiterhin nur an solchen speziellen Tagen zeigen will, oder ihn auch als eigenständige Sendung auf Sendung schickt. Beim Sender verweist man lediglich auf "außergewöhnliche Themen", eine "starke These" sowie "meinungsstarke Gäste, die nicht überall zu sehen sind".

Erst wenn diese drei Kriterien erfüllt seien, werde man den Talk zurück ins Programm nehmen. Wieso man bei RTL aufgrund der vielen Diskussionen und Streitpunkte im Land bislang keine neue Sendung auf die Beine gestellt hat, bleibt dennoch ein Rätsel. "Wenn Deutschland streitet, sind wir zugegen!", stimmt jedenfalls nicht so ganz.