Wenige Tage ist Ruhe gewesen, nun steht die ProSiebenSat.1-Führung erneut in den Schlagzeilen. Das "Manager Magazin" berichtet, dass die beiden Großaktionäre Mediaset und Daniel Křetínský Aufsichtsratschef Werner Brandt auf der nächsten Hauptversammlung loswerden wollen. Entsprechende Gespräche würden bereits geführt. Das "Manager Magazin" beruft sich auf "Branchen- und Konzerninsider".

Mediaset ist bereits seit einiger Zeit bei ProSiebenSat.1 investiert und hält derzeit rund 15 Prozent der Aktien. Die Italiener kokettierten zuletzt immer wieder mit einer weiteren Aufstockung der Anteile und forderten vom Medienkonzern aus Unterföhring eine stärkere Zusammenarbeit - wie die genau aussehen soll, etwa nur in verschiedenen Bereichen oder doch eine komplette Fusion, ist bis heute unklar. Das "Manager Magazin" berichtet nun, dass Mediaset seinen Anteil bald auf 20 Prozent ausbauen könnte - durch die Corona-Krise speziell in Italien steht das Unternehmen derzeit allerdings auch auf dem Heimatmarkt vor großen Herausforderungen. 

Daniel Křetínský ist über seine Czech Media Invest am Unternehmen beteiligt und erhöhte erst vor wenigen Tagen seinen Anteil von fünf auf rund zehn Prozent (DWDL.de berichtete). Nun sollen die beiden Großaktionäre laut "Manager Magazin" darüber nachdenken, die Abwahl von Werner Brandt als Aufsichtsrats-Boss bei der nächsten Hauptversammlung auf die Tagesordnung zu setzen. Machen sie das tatsächlich und haben damit Erfolg, könnte auch der Stuhl von CEO Max Conze wackeln. 

Noch ist das Vorgehen der beiden Investoren aber nicht sicher. ProSiebenSat.1 hat zu seiner Hauptversammlung, die derzeit für den 10. Juni geplant ist, noch nicht einmal eingeladen. Entsprechend gibt es auch noch keine Tagesordnung - und auch keine Anträge für eine Änderung eben dieser. Ob die Hauptversammlung angesichts der Corona-Krise überhaupt wie geplant durchgeführt werden kann, ist unklar.

Applaus oder kein Applaus?

Erst vor wenigen Tagen ist bekannt geworden, dass Vize-CEO Conrad Albert ProSiebenSat.1 vorzeitig verlassen wird, er scheidet bereits Ende April aus dem Unternehmen aus (DWDL.de berichtete). Wenige Tage zuvor hatte Albert Werner Brandt ein Ultimatum gestellt und erklärt, er werde seinen eigentlich 2021 auslaufenden Vertrag nicht verlängern, sollte sich an der aktuellen Konstellation in der Führungsebene nichts ändern. Das war ein direkter Angriff auf Conze. Albert sprach darüber hinaus von einer "Vorstands-Soap-Opera".

Das "Manager Magazin" berichtet unterdessen, dass Albert am Tag nach seinem "SZ"-Interview unter Applaus einiger Mitarbeiter in der Kantine des Senders empfangen worden sei. Personen, die am besagten Tag ebenfalls in der Kantine anwesend gewesen sein wollen, dementieren das gegenüber DWDL.de: Es habe keinen Applaus gegeben. 

P7S1 kommentiert "Spekulationen" nicht

Wie es nun weiter geht und ob die beiden Großaktionäre wirklich den Aufstand gegen Werner Brandt proben, bleibt einstweilen abzuwarten. Das wird sich wohl erst entscheiden, wenn auch tatsächlich Anträge zu den verschiedenen Tagesordnungspunkten gestellt werden können. Bei ProSiebenSat.1 selbst wollte man sich am Mittwoch gegenüber DWDL.de nicht zu dem Bericht des "Manager Magazins" äußern. "Solche Spekulationen kommentieren wir grundsätzlich nicht", heißt es aus Unterföhring.