Die zweite Staffel von "Promis unter Palmen" begann am Montag direkt mit einem Eklat: In der ersten Folge war zu sehen, wie ein sichtlich angetrunkener Marcus Prinz von Anhalt die Dragqueen Katy Bähm auf übelste Weise homophob beleidigte - und sich am nächsten Morgen auch eher widerwillig entschuldigte. Vor allem Mitstreiter Willi Herren war es, der sich in besagter Szene dem Pöbel-Prinzen entgegenstellte und die richtigen Worte fand. Doch dass die Szene in dieser Form, noch dazu ohne Einordnung, überhaupt über den Sender ging, empfanden viele Zuschauerinnen und Zuschauer als den eigentlichen Skandal.

Sat.1 versuchte die Kritik abzuwiegeln und postete noch während der Ausstrahlung einen Kommentar. "Wir möchten klarstellen, dass wir die homophoben Aussagen von Prinz Marcus von Anhalt nicht teilen", erklärte der Sender am Montagabend und fügte hinzu: "Für uns gilt: Alle Menschen sind gleich." Ausreichend war das für viele nicht. Daran änderte auch die Tatsache wenig, dass der Prinz später am Abend noch einmal in der begleitenden Late-Night-Show zugeschaltet und zurechtgewiesen wurde.

Dass sich Sat.1 distanzierte, wirkt mindestens halbherzig, weil sich unweigerlich die Frage aufdrängt, warum man die Folge in dieser Form überhaupt ausstrahlte, immerhin handelt es sich bei "Promis unter Palmen" nicht etwa um eine Live-Sendung handelt, sondern um eine schon vor Wochen von Endemol Shine Germany aufgezeichnete Produktion. 

Am Ende war der Druck offensichtlich zu groß. Wie Sat.1 am Dienstagabend mitteilte, wird der Staffel-Auftakt von "Promis unter Palmen" nicht noch einmal zu sehen sein. So ist die umstrittene Folge inzwischen nicht mehr beim Streamingdienst Joyn abrufbar und auch auf die für Samstag geplante Wiederholung bei Sixx will man in Unterföhring nun lieber verzichten. "Prinz Marcus von Anhalt hat sich bei 'Promis unter Palmen' inakzeptabel homophob geäußert. Wir haben versucht, diese Aussagen im Umfeld und im Anschluss der Sendung einzuordnen. Aber wir müssen feststellen: Diese Einordnung war so nicht ausreichend", räumte Sat.1-Sprecherin Sandra Scholz gegenüber DWDL.de ein. Zugleich erklärte der Sender, dass Prinz Marcus von Anhalt in Zukunft "in keiner Show von Sat.1 mehr stattfinden" werde.

Nicht der erste Skandal um "Promis unter Palmen"

Das Problem: Sat.1 ist in diesem Fall Wiederholungstäter. Das Vorgehen erinnert stark an das vergangene Jahr, als "Promis unter Palmen" schon einmal mit fragwürdigen Handlungen ebenso fragwürdiger Personen reichlich Staub aufwirbelte. Damals waren es erst quälend lange Mobbing-Szenen, die unkommentiert zu sehen waren, bevor sich Sat.1 wenig später dann auch noch von "gewaltverherrlichenden und sexistischen Aussagen" des späteren Gewinners der Realityshow distanzieren musste. Dass die Sendung jetzt erneut in die Schlagzeilen geriet, dürfte durchaus kalkuliert gewesen sein - warum sonst sollte man einen Mann an einem Unterhaltungsformat teilnehmen lassen, der in der Vergangenheit unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und Menschenhandel verurteilt wurde, mit der AfD sympathisierte und mit Beleidigungen von sich reden machte?

"Der Zuschauer findet Eskalationen sowohl in der Fiktion als auch in der Reality gut, er wird dadurch unterhalten", erklärte Produzent Rainer Laux im Vorfeld der neuen Staffel gegenüber DWDL.de. Zugleich betonte er, dass die "Grenzen des normalen Zusammenlebens - und gegebenenfalls auch eine extreme Streitkultur - dabei nicht überschritten werden" sollten. Sonst müsse man "eingreifen und auch Kandidaten vor sich selbst schützen". Fraglich, was noch passieren soll, damit ein solcher Eingriff geschieht. Nicht ausgeschlossen allerdings, dass Sat.1 und Endemol Shine eine Antwort darauf in den kommenden Wochen liefern werden.

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