Seit geraumer Zeit zeigten die Auflagentendenz von Springers "Bild" steil nach unten, zwischenzeitlich ging es sogar um mehr als zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr nach unten. Im zweiten Quartal ist dieser steile Abwärtstrend nun zumindest vorerst weitgehend zum Stillstand gekommen: Die verkaufte Auflage lag mit knapp 1,15 Millionen Exemplaren nur minimale 0,2 Prozent unter dem Q2-Wert des Vorjahres und auch wenn man nur die "harte Auflage" aus Abo und Einzelverkauf betrachtet, dann war das Minus mit 2,7 Prozent vergleichsweise überschaubar.

Erklären lässt sich das zu einem Teil wohl auch mit einem Corona-Effekt: Im Frühjahr 2020 sorgte der erste Corona-Lockdown dafür, dass deutlich mehr Menschen zu Hause blieben als das trotz Lockdowns in diesem Frühjahr der Fall war. Für eine Zeitung, die zu einem großen Teil am Kiosk gekauft und häufig dann auch am Arbeitsplatz gelesen wird, stellte das natürlich ein überproportional großes Problem dar - was man im Übrigen mit als Grund dafür werten darf, dass die "Bild" so vehement gegen Corona-Beschränkungen kämpft. "Bild" lag im 2. Quartal 2020 jedenfalls mit 18 Prozent überdurchschnittlich stark im Minus, diesmal fällt das Minus daher nun geringer aus. Ob sich dadurch am generellen Abwärtstrend etwas ändert, bleibt also erstmal abzwarten. Obwohl die Beschränkungen in diesem Jahr weniger drastisch waren, wurden im Einzelverkauf übrigens weniger "Bild"-Exemplare als letztes Jahr abgesetzt, nur fiel der Rückgang deutlich weniger stark aus als in den letzten Quartalen.

Auch sonst melden die Springer-Titel auf den ersten Blick gute Zahlen. Bei "Bild am Sonntag" stieg die verkaufte Auflage sogar um zwei Prozent auf knapp 673.000 Exemplare zu. Hier wird in der Kategorie E-Paper-Abos ein Plus von 81 Prozent ausgewiesen, der maßgeblich für diese Entwicklung ist. Bei der "Welt" beträgt das Auflagen-Plus offiziell fast 6 Prozent - allerdings nicht, weil plötzlich viele Käufer zu dem Blatt zurückgefunden hätten, sondern weil die Zahl der Bordexemplare, die während des ersten Lockdowns massiv gefallen war, sich vervierfachte. Die harte Auflage lag trotzdem fast 17 Prozent im Minus. Auch vor diesem Hintergrund ist die jüngst beschlossene Entscheidung zu sehen, die "Welt" unter der Woche deutlich zusammenzukürzen. Bei "Welt am Sonntag" ging die Zahl der Bordexemplare zwar ebenfalls wieder nach oben, allerdings halbierten sich die sonstigen Verkäufe. Die Folge war ein massives Minus der verkauften Auflage um 16 Prozent. Betrachtet man nur Abo und Einzelverkauf sah es mit einem Minus von 6 Prozent nicht halb so schlimm aus - trotzdem war die "WamS" der einzige Verlierer auf dem Markt der Wochenzeitungen.

Größter Gewinner war hier einmal mehr die "Zeit". Die Auflage schoss nochmal um 13 Prozent nach oben und liegt nun schon bei fast 588.000. Hier ist es allerdings weniger ein Print-Erfolg, als der Erfolg der Digital-Abos, die zuletzt zu diesem starken Wachstum beitrugen. Deutliche Auflagengewinne von 8,5 und 10 Prozent melden übrigens auch "FAS" und "FAZ" - hier gab es im letzten Jahr allerdings einen Sondereffekt, weil Remissionen vorgezogen gemeldet worden waren - dadurch fiel damals das Minus höher aus als es tatsächlich war, dementsprechend ist nun aber auch das Plus mit Vorsicht zu interpretieren.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
2/2021
Verkaufte
2/2020
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.722.385 1.799.246 -76.861 -4,3 %
Bild 1.147.127 1.149.649 -2.522 -0,2 %
TV Digital 1.024.267 1.159.452 -135.185 -11,7 %
Landlust 835.170 832.998 +2.172 +0,3 %
Hörzu 830.955 865.132 -34.177 -4,0 %
TV Direkt 818.470 843.200 -24.730 -2,9 %
Nur TV Plus 811.725 821.128 -9.403 -1,1 %
TV Movie 696.058 749.863 -53.805 -7,2 %
Der Spiegel 675.870 641.741 +34.129 +5,3 %
Bild Am Sonntag 672.676 659.496 +13.180 +2,0 %
TV Spielfilm 597.443 630.871 -33.428 -5,3 %
Auf Einen Blick 591.908 624.669 -32.761 -5,2 %
Die Zeit 587.582 521.927 +65.655 +12,6 %
TV Pur 580.204 566.245 +13.959 +2,5 %
Bild Der Frau 523.494 553.403 -29.909 -5,4 %

Blickt man auf die Liste der Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage, sticht auch noch der "Spiegel" als Gewinner ins Auge. Die verkaufte Auflage legte um 5,3 Prozent auf rund 676.000 zu. Die Begründung ist hier ähnlich wie bei der "Zeit" in den Digital-Abos zu suchen. Wer "Spiegel+" abonniert, zählt bei der IVW auch automatisch als "Spiegel"-Abonnent und hat ja tatsächlich auch Zugriff auf alle Artikel des gedruckten "Spiegel". Gleiches gilt für "Zeit+". Bei "Bild" kann man das nicht ohne weiteres einrechnen, weil Bild+ dafür zu günstig angeboten wird, auch wenn auch dort alle E-Paper-Ausgaben inklusive sind.

Hinter der "Zeit" rangiert "Katapult" als größter Gewinner. Im Vergleich zum zweiten Quartal 2020 konnte die Auflage, die zum weit überwiegenden Teil an Abonnenten geht, auf rund 82.000 glatt verdoppelt werden, nachdem es auch vor einem Jahr schon eine Verdoppelung gab. Im Vergleich zum ersten Quartal hat sich das rasante Abo-Wachstum, das mit Sonderaktionen gepusht worden war, nun aber abgebremst. Eine Verdreifachung der Auflage weist "Greta" aus. Wer nun an Fridays for future denken muss: Damit hat das Blatt nicht das geringste zu tun. Stattdessen ging das Blatt mit den offensichtlich unseriösen Schlagzeilen wie "Meghan & Harry - Blitz-Scheidung! Enthüllt: Sie hat auch Harry von Anfang an belogen" und dem "geheimen Liebesleben" von Florian Silbereisen auf Leserinnenfang.

Die größten Gewinner

  Verkaufte
2/2021
Verkaufte
2/2020
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Die Zeit 587.582 521.927 +65.655 +12,6 %
Katapult Magazin Für Ka 82.124 41.070 +41.054 +100,0 %
Lego Jurassic World 87.974 51.387 +36.587 +71,2 %
Der Spiegel 675.870 641.741 +34.129 +5,3 %
Auto Motor Und Sport 333.804 301.177 +32.627 +10,8 %
Freizeit Monat 181.574 152.620 +28.954 +19,0 %
Einfach Hausgemacht 90.357 61.470 +28.887 +47,0 %
Lisa Wohnen & Dekorieren 158.063 129.647 +28.416 +21,9 %
Lego Ninjago 182.789 155.477 +27.312 +17,6 %
Greta 39.946 12.968 +26.978 +208,0 %
Vogue 103.908 77.262 +26.646 +34,5 %
The Red Bulletin 195.372 168.780 +26.592 +15,8 %
Bild Der Frau Schlank & 79.290 53.343 +25.947 +48,6 %
Lego Ninjago Legacy 138.976 114.702 +24.274 +21,2 %
Revue Der Woche 138.081 114.098 +23.983 +21,0 %

Die Verlierer-Liste wird von zwei Programmzeitschriften angeführt: "TV Digital" verlor fast zwölf Prozent seiner Auflage, insbesondere das Abo-Minus von fast 15 Prozent gibt zu denken. "TV 14" bleibt die auflagenstärkste Publikumszeitschrift, verzeichnet aber ein Minus von 4,3 Prozent, was übersetzt auch schon fast 77.000 Käuferinnen und Käufer weniger waren. "TV Movie" erging es mit einem Minus von 7,2 Prozent ebenfalls nicht gut, "TV Spielfilm" lag bei -5,3 Prozent. Wachstum im Segment der Programmies verzeichnen wie eh und je fast nur Billig-Titel wie "TV Pur" oder "TV für mich". Mehr Käufer fand aber auch das "Arte Magazin", dessen Auflage um über neun Prozent auf über 86.000 anstieg.

Die größten Verlierer

  Verkaufte
2/2021
Verkaufte
2/2020
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV Digital 1.024.267 1.159.452 -135.185 -11,7 %
TV 14 1.722.385 1.799.246 -76.861 -4,3 %
Welt Am Sonntag 291.780 348.291 -56.511 -16,2 %
TV Movie 696.058 749.863 -53.805 -7,2 %
Brigitte 269.135 308.009 -38.874 -12,6 %
Freizeitwoche 317.607 355.543 -37.936 -10,7 %
Eltern 79.669 116.781 -37.112 -31,8 %
Hörzu 830.955 865.132 -34.177 -4,0 %
TV Spielfilm 597.443 630.871 -33.428 -5,3 %
Freizeit Exklusiv 117.699 150.567 -32.868 -21,8 %
Auf Einen Blick 591.908 624.669 -32.761 -5,2 %
Für Sie 156.774 189.032 -32.258 -17,1 %
Bild Der Frau 523.494 553.403 -29.909 -5,4 %
Meine Familie & Ich 234.652 260.495 -25.843 -9,9 %
Computer Bild 128.456 153.543 -25.087 -16,3 %

Aufgeschlüsselt nach Segmenten finden Sie im Folgenden die Auflagen-Entwicklung von Hunderten Einzeltiteln - und wieviel davon übrig bleibt, wenn man nur die harten Auflagen-Kategorien betrachtet.