Der Blick auf die Entwicklung der Auflagenzahlen im 2. Quartal 2022 offenbart auf den ersten Blick wieder das gewohnte, tiefrote Bild: Von den 15 auflagenstärksten Kauftiteln verloren 13 im Vergleich zum Vorjahr deutlich an Auflage, nur zwei konnten zulegen - und es sind die beiden zuletzt üblichen verdächtigen: "Der Spiegel" und "Die Zeit". Erklären lässt sich das mit dem bei beiden Titeln prächtig laufenden Geschäft mit Digital-Abos, das beim "Spiegel" letztlich zu einem massiven Anstieg der Gesamtauflage um 8,3 Prozent auf 731.692 verkaufte Exemplare führt, bei der "Zeit" ging's um weitere 4,3 Prozent auf knapp 613.000 nach oben.

Bei Spiegel entfallen inzwischen mehr als 40 Prozent der Gesamt-Abonnements auf Spiegel+, insgesamt 36,5 Prozent aufs Digitale - von Print-Auflagen zu sprechen ist inzwischen also bei diesem Titel ziemlich irreführend. Bei der "Zeit" sind es sogar schon mehr als 44 Prozent der gemeldeten gesamten verkauften IVW-Auflage, die aus dem digitalen Bereich stammen. Wohl dem also, der hier inzwischen ein funktionierendes Paid-Content-Modell auf die Beine gestellt hat, das nicht auf Dumpingpreise im Vergleich zum Print-Angebot setzt - ein erheblich geringerer Preis fürs Digital- als fürs Print-Abo sorgt nämlich dafür, dass sich die Zahlen nicht so ohne weiteres bei der IVW verrechnen lassen.

Auch beim "Focus" ist es übrigens das Wachstum der Digital-Abos, das zumindest stabilisierend wirkt, hier ging die Auflage nur um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück, die harte Auflage um 2,1 Prozent. Hier beträgt der E-Paper-Anteil an der Gesamtauflage 30 Prozent. Und es erklärt gleichzeitig auch, wieso der "Stern" so viel schlechter dasteht: Das Minus der Auflage beträgt hier 6,2 Prozent, bei der harten Auflage sogar fast zehn Prozent im Vergleich zum Vorjahr - und aufs Digitale entfällt hier weniger als neun Prozent der gesamten Auflage. Der "Stern" brachte sogar das Kunststück fertig, minimal weniger Digital-Abos als ein Jahr zuvor zu haben.

Kauftitel mit der höchsten verkauften Auflage

  Verkaufte
2/2022
Verkaufte
2/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.578.950 1.722.385 -143.435 -8,3 %
Bild 1.106.082 1.147.127 -41.045 -3,6 %
TV Digital 913.581 1.024.267 -110.686 -10,8 %
Hörzu 786.610 830.955 -44.345 -5,3 %
Nur TV Plus 775.986 811.725 -35.739 -4,4 %
Landlust 774.634 835.170 -60.536 -7,2 %
TV Direkt 750.519 818.470 -67.951 -8,3 %
Der Spiegel 731.692 675.870 +55.822 +8,3 %
Bild Am Sonntag Gesamt 626.775 672.676 -45.901 -6,8 %
Die Zeit 612.912 587.582 +25.330 +4,3 %
TV Movie 603.341 696.058 -92.717 -13,3 %
TV Spielfilm 573.956 597.443 -23.487 -3,9 %
TV Pur 557.718 580.204 -22.486 -3,9 %
Auf Einen Blick 542.304 591.908 -49.604 -8,4 %
Freizeit Revue 475.518 522.064 -46.546 -8,9 %

Vergleichsweise überschaubar fällt das Auflagen-Minus bei "Bild" aus - allerdings nur auf den ersten Blick. So sank die gesamte verkaufte Auflage im Vergleich zum Vorjahresquartal nur um 3,6 Prozent - betrachtet man aber nur die harten Auflagen-Kategorien, dann liegt das Minus bei 11,4 Prozent und die harte Auflage inzwischen deutlich unter der Millionen-Marke bei rund 930.000 Exemplaren. Der Unterschied erklärt sich zum Einen dadurch, dass angesichts wieder häufigerer Flüge die Zahl der Bordexemplare deutlich stieg, vor allem aber schoss der Wert bei den "Sonstigen Verkäufen" nach oben. Bei 134.000 lag die Zahl im letzten Quartal, fast alle aus dem E-Paper-Bereich. Hier kommt wie erwähnt zum Tragen, dass die "Bild" online erheblich weniger kostet als gedruckt.

Dass unter den größten Gewinnern neben "Spiegel" und "Zeit" auch die "Welt am Sonntag" auftaucht, erklärt sich unter anderem damit, dass die Sonntagszeitung inzwischen auch schon samstags erhältlich ist, die "Welt" hingegen dafür inzwischen nicht mehr samstags. Vergleiche mit dem Vorjahr sind daher bei beiden Zeitungen aktuell noch etwas schwierig. Das große Auflagenplus der "Welt" von 18,5 Prozent ist obendrein nur die halbe Wahrheit, in den harten Auflagenkategorien ging's nämlich sogar um 8 Prozent nach unten.

Die größten Gewinner

  Verkaufte
2/2022
Verkaufte
2/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
Der Spiegel 731.692 675.870 +55.822 +8,3 %
Welt Am Sonntag 318.874 291.780 +27.094 +9,3 %
Die Zeit 612.912 587.582 +25.330 +4,3 %
TV Schlau 149.249 125.931 +23.318 +18,5 %
Petra 75.116 53.935 +21.181 +39,3 %
Die Welt 85.300 71.999 +13.301 +18,5 %
Für Sie 167.511 156.774 +10.737 +6,8 %
Lissy Pony Magazin 51.956 41.783 +10.173 +24,3 %
Prinzessin Lillifee Zauberwe 79.468 69.378 +10.090 +14,5 %
Jolie 65.330 55.960 +9.370 +16,7 %
Kochen & Geniessen 98.773 89.736 +9.037 +10,1 %
Maxi 98.861 90.064 +8.797 +9,8 %
Revue Heute 94.191 85.692 +8.499 +9,9 %
Lego Star Wars 64.440 56.568 +7.872 +13,9 %
Harvard Business Manager 19.699 12.388 +7.311 +59,0 %

Zu den großen Verlierer-Segmenten gehörten auch im zweiten Quartal wieder die Programmzeitschriften. "TV 14" bleibt zwar der auflagenstärkste Kauftitel, fand aber 8,3 Prozent weniger Käuferinnen und Käufer als noch ein Jahr zuvor, die verkaufte Auflage sank auf 1,58 Millionen. Bei "TV Digital" und "TV Movie" fiel das Auflagen-Minus sogar im zweistelligen Prozentbereich, Zuwächse verzeichnen in diesem Segment mit "TV Schlau" und "TV 4wochen" - zwei Billig-Titel mit gleich vier Wochen Programmlistings am Stück, die für weniger als einem Euro verscherbelt werden.

Auf dem absteigenden Ast ist aktuell auch ein einstiges Boom-Segment: Die Land-Titel. Für die "Landlust" fiel das Minus zwar nicht mehr so heftig aus wie zuletzt, trotzdem sank die Auflage um 7,2 Prozent, "Land Idee" und "Mein schönes Land" verloren mehr als 20 Prozent ihrer Auflage, in ähnlichen Regionen lag das Minus auch bei Garten-Titeln wie "Mein schöner Garten" oder "Garten Flora". Nach zwei Jahren Corona scheint derzeit wohl eher wieder Fernweh als Besinnung aufs Heimische angesagt - wobei Reisetitel davon nicht profitieren konnten.

Die größten Verlierer

  Verkaufte
2/2022
Verkaufte
2/2021
+/-
absolut
+/-
in Prozent
TV 14 1.578.950 1.722.385 -143.435 -8,3 %
TV Digital 913.581 1.024.267 -110.686 -10,8 %
TV Movie 603.341 696.058 -92.717 -13,3 %
Land Idee 248.946 326.619 -77.673 -23,8 %
Bild Der Frau 451.942 523.494 -71.552 -13,7 %
TV Direkt 750.519 818.470 -67.951 -8,3 %
Lego Ninjago Legacy 73.992 138.976 -64.984 -46,8 %
Mein Schöner Garten 214.339 277.955 -63.616 -22,9 %
Landlust 774.634 835.170 -60.536 -7,2 %
Lisa 142.565 195.544 -52.979 -27,1 %
Mein Schönes Land 185.770 238.307 -52.537 -22,0 %
Der Vermögensberater 397.124 447.175 -50.051 -11,2 %
Auf Einen Blick 542.304 591.908 -49.604 -8,4 %
Freizeit Revue 475.518 522.064 -46.546 -8,9 %
Bild Am Sonntag Gesamt 626.775 672.676 -45.901 -6,8 %

Zu den größeren Verlierern  gehörten zuletzt auch etablierte Sport-Titel. Die Gesamt-Auflage des "Kicker" sank um fast 20 Prozent, wenn man nur die harten Auflagenkategorien betrachtet, sah es nicht ganz so schlimm aus, doch auch ein Minus von 13 Prozent ist nicht schön. Ähnlich hoch war der Rückgang der harten Auflage auch bei der "Sport-Bild", sogar um fast 16 Prozent sanken Abo- und Einzelverkauf bei "11 Freunde". Und Land Unter melden auch wieder die Jugendtitel: Die Auflage der "Bravo" sank um über 20, die von "Bravo Girl" sogar um mehr als 25 Prozent, auch "Mädchen" und "Popcorn" lagen bei der harten Auflage um rund 14 Prozent unter den Vorjahreswerten.

Bei den überregionalen Tageszeitungen wächst als einzige das "Handelsblatt" gegen den Trend auch in der harten Auflage um immerhin ein Prozent, bei der "Süddeutschen" sank die harte Auflage um drei, bei der "FAZ" um rund fünf Prozent. Die "FAS" büßte sonntags 8,6 Prozent ihrer harten Auflage im Vergleich zum Vorjahresquartal ein, stärker ging's nur für die "BamS" (-9,4 Prozent) bergab.

Die Entwicklung der Auflage von hunderten Zeitungen und Zeitschriften - inklusive der Angabe der harten Auflage, sortiert nach Segmenten: