Durchbruch in den Verhandlungen zwischen Funke Mediengruppe und der österreichischen Verlegerfamilie Dichand. Beide halten jeweils 50 Prozent an der nach wie vor mächtigen Boulevardzeitung "Krone", Funke wollte aber schon lange aussteigen - doch nachdem das Verhältnis mit den Dichands aufgrund jahrelanger Streitereien vergiftet war, gestalteten sich die Verhandlungen schwierig. Am Montag hat nun die "Krone" in einer Meldung in eigener Sache angekündigt: Funke verkauft ihren 50-Prozent-Anteil an die Dichands.
Eine entsprechende Grundsatzvereinbarung sei in der vergangenen Woche getroffen worden, heißt es von der "Kronen Zeitung". Diese steht jetzt noch unter dem Vorbehalt von Gremien und Wettbewerbsbehörden. Demnach wird Funke wohl noch bis November "Krone"-Gesellschafterin bleiben. Danach aber dürfte Österreichs mächtigste Zeitung wieder in den Händen der Dichands liegen.
Über die genauen Details der Vereinbarung gibt es keine Informationen. So bleibt vorerst unklar, wie viel Geld Funke von ihren bisherigen Mitgesellschaftern für die Anteile erhält. Und wer konkret die Anteile übernimmt. Hier gab es zuletzt Spekulationen, weil sich die Geschwister Christoph und Michael auf der einen und Johanna Dichand auf der anderen Seite in dem gesamten Prozess nicht einig sein sollen, dabei geht es auch um ein viele Million Euro teures Gemälde von Gustav Klimt (DWDL.de berichtete). Die drei halten zusammen die 50 Prozent der Dichand-Familie.
Bei Funke wird man verschmerzen können, dass es innerhalb der Dichand-Familie offenbar einen Zwist gibt. Das deutsche Medienhaus kann nun wohl bald endlich einen Schlussstrich unter ein Kapitel ziehen, das sich viel länger hingezogen hatte, als man das in Essen wollte. Bereits 1987 stieg Funke bei der "Kronen Zeitung" ein, damals noch unter gänzlich anderen Vorzeichen. Die Branche boomte, vor allem die "Krone" warf hohe Millionen-Gewinne ab. Daher spendierte man der Familie Dichand zum Einstieg großzügige Sonderrechte, darunter die verlegerische Leitung sowie eine jährliche Garantieausschüttung.
Vertraglich fixiert: Jährliche Garantieausschüttung
Vor allem die jährliche Garantieausschüttung war der Funke Mediengruppe in den zurückliegenden Jahren ein Dorn im Auge. Die Regelung sah vor, dass Funke jährlich zehn Millionen Euro nach Wien überweisen muss, sofern die "Krone" das Geld nicht selbst abwirft. In den letzten Jahren war das kaum noch der Fall. Durch den Tod von Helga Dichand, Witwe von "Krone"-Gründer Hans Dichand, verringerte sich die garantierte Ausschüttungssumme zuletzt auf fünf Millionen pro Jahr. Bereits im Jahr 2014 versuchte Funke, die garantierten Gewinne für die Familie Dichand zu kündigen (DWDL.de berichtete) - doch auch nach zahlreichen (Schieds-)Gerichtsverfahren wurde man die Pflicht nicht los.
Funke hatte in den zurückliegenden Jahren die Ausschüttung aus der Regelung verweigert, wogegen die Dichands ihrerseits vorgingen. Wie die österreichische Tageszeitung "Der Standard" jetzt berichtet, sollen die Dichands für die Funke-Anteile lediglich einen "niedrigen zweistelligen Millionenbetrag" bezahlt haben. Die noch offenen Zahlungen aus den Gewinngarantien dürften in dem Deal gegengerechnet werden, so der "Standard".
"Ich bin sehr glücklich, dass es gemeinsam gelungen ist, die Krone in die Hände der Familie Dichand freundschaftlich zurückzuführen."
Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende der Funke Mediengruppe
Öffentlich eskaliert ist der Streit zwischen Funke und den Dichands im Jahr 2019. Damals versuchte der deutsche Medienkonzern zwischenzeitlich, Christoph Dichand als Herausgeber loszuwerden, eine Anwältin Dichands sprach daraufhin von einem "lästigen Gesellschafter" und kündigte an, Funke aus der Zeitung drängen zu wollen (DWDL.de berichtete). Später wollte Funke die Kontrolle beim Boulevardblatt über einen Trick erlangen. Doch alle Versuche, den jeweils anderen Gesellschafter dauerhaft aus dem Unternehmen zu drängen scheiterten.
Kurz zuvor hatte Funke René Benko und seine Signa-Holding mit in die Partnerschaft gebracht. Die 50 Prozent an der "Krone" hält Funke nämlich nicht direkt, sondern über die WAZ Ausland Holding GmbH - und an der beteiligte sich Signa mit 49 Prozent. Funke holte Benko schon damals mit ins Boot, weil man den Exit aus Österreich suchte. Das Ende dieses Liedes ist bekannt: Benkos Firmenimperium ist längst zusammengebrochen, das hatte im vergangenen Jahr auch wieder die Türen geöffnet für Verhandlungen zwischen Funke und den Dichands.
Funke auch noch am "Kurier" beteiligt
Sollte der Deal zwischen Funke und den Dichands halten und die neuen Verhältnisse gegen Ende des Jahres schlagend werden, würde eine große Last vom deutschen Verlag abfallen. Komplett raus aus Österreich wäre man dann aber noch nicht. Nach wie vor hält Funke nämlich auch 49,44 Prozent an der Tageszeitung "Kurier". Doch hier hatte der Mehrheitsgesellschafter, die Raiffeisen Bank, bereits im vergangenen Jahr sehr deutlich signalisiert, die Funke-Anteile übernehmen zu wollen.
Und für Beobachter der österreichischen Medienbranche steht fest: Wer sich mit der Familie Dichand nach einem jahrelang ausgetragenen Streit einigen kann, schafft das auch mit Raiffeisen. Funke hat den dicksten Brocken aus dem Weg geräumt, zum endgültigen Exit aus Österreich fehlt jetzt nicht mehr viel.
Von der Funke Mediengruppe gab es rund um die ganze Sache bislang noch keine direkte Kommunikation. Julia Becker, Aufsichtsratsvorsitzende und Verlegerin der Funke-Gruppe, lässt sich im "Krone"-Artikel aber so zitieren: "Ich bin sehr glücklich, dass es gemeinsam gelungen ist, die Krone in die Hände der Familie Dichand freundschaftlich zurückzuführen. Es ist gut zu wissen, dass Christoph Dichand als Verleger der Krone, diese publizistisch und wirtschaftlich als unabhängige Zeitung weiterentwickeln wird."
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