Mit einem ebenso bunten wie erfolgreichen Programmspektrum, das vom "Sommerhaus der Stars" bis zum "Club der roten Bänder" reicht, haben die beiden Kölner Schwesterfirmen Seapoint Productions und Bantry Bay Productions seit ihrer Gründung 2014 einige Spuren im deutschen Fernsehen hinterlassen. Die bekennenden Südafrika-Fans Stefan Oelze und Jan Kromschröder hatten ihre Unternehmen damals nach zwei Küstenvororten von Kapstadt benannt. 

Eine dritte Firma aus ihrem Konstrukt – benannt nach einem Stadtviertel auf der anderen Seite des Tafelbergs – stand bislang eher im Hintergrund: die Rosebank AG. Sie dient als Holding für die beiden operativ tätigen Produktionsfirmen. Das soll sich jetzt ändern: Nach DWDL.de-Informationen wird Rosebank zu einer Art Mini-Studio für unabhängige Film- und Fernsehproduzenten ausgebaut. Neben Seapoint und Bantry Bay sollen dort künftig auch Dritte mit wirtschaftlichen, organisatorischen und juristischen Dienstleistungen unterstützt werden.

Das deutlichste Anzeichen der Neuaufstellung betrifft Stefan Oelze selbst: Der Gründungsgeschäftsführer von Seapoint hat sein Amt bei der Produktionsfirma bereits zum 8. Juli niedergelegt. Seine Kollegin und Mitgründerin Nina Klink führt die Geschäfte von Seapoint inzwischen allein. Oelze konzentriert sich auf seine Rolle als Vorstand der Rosebank AG, um dort das neue Dienstleistungsangebot für weitere Produzenten zu steuern und entsprechende Partner zu akquirieren.

Wer Oelzes langjähriges Engagement für die Belange kleiner und mittelständischer, senderunabhängiger Produzenten, unter anderem im Vorstand des Film- und Medienverbands NRW, verfolgt hat, wird von dem Schritt nicht allzu überrascht sein. "Die unabhängigen Firmen auf dem Markt werden immer weniger. Das ist auch aus Sendersicht nicht wirklich gut", sagte Oelze im DWDL.de-Interview Ende 2017. "Am Ende muss man sich die Frage stellen, ob diese Konsolidierung gut ist für die Entstehung von kreativen Inhalten. Ich glaube, dass es die Kreativität nicht unbedingt befördert, wenn man in immer größeren Konzernstrukturen denkt, sondern dass Kreativität vor allem da entsteht, wo es bewegliche Einheiten von hervorragenden Leuten gibt, die Ideen haben und diese umsetzen können."

Mit weiteren Mega-Fusionen wie Banijay/EndemolShine oder ITV/Talpa hat die Konsolidierung auf dem Produktionsmarkt seither noch ordentlich zugenommen. Der wirtschaftliche Druck auf kleine Independents war auch vor Corona schon enorm, viele von ihnen verfügen über so gut wie keine Kapitaldecke. Eine Verbundlösung könnte Abhilfe schaffen: Wenn Finanzierung, Produktionslogistik und Back-Office-Funktionen wie Buchhaltung oder Justiziariat geteilt würden, entstünden für jeden einzelnen deutlich effizientere Strukturen. Der eingetragene Unternehmensgegenstand der Rosebank AG erlaubt außerdem den Erwerb von Beteiligungen an Produktionsfirmen.

Neben Oelze sitzt auch Bantry-Bay-Chef Kromschröder im Vorstand der Rosebank AG. Er behält jedoch auch seinen operativen Geschäftsführerposten bei, um weiter Filme und Serien zu produzieren. Mehrheitseigner von Rosebank ist mit 57,5 Prozent der Anteile Jan Mojtos Beta-Film-Gruppe, die ihrerseits ein weit verzweigtes Produktions- und Vertriebsnetzwerk mit zahlreichen Beteiligungen an deutschen und internationalen Produktionsfirmen aufgebaut hat. Oelze und Kromschröder halten jeweils 18,75 Prozent, weitere 5 Prozent gehören Beta-Film-Geschäftsführer Moritz von Kruedener. Im Rosebank-Aufsichtsrat sitzt neben Mojto und von Kruedener noch ein Bekannter: der niederländische Medienunternehmer und Produzent Taco Ketelaar, der 2014/15 ein rund anderthalbjähriges Gastspiel in Deutschland als Sat.1-Unterhaltungschef gab.

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