Warum ich das Medium Serie so liebe, hat auch mit Musik zu tun. Einerseits finde ich es faszinierend, wie Töne und Melodien eingesetzt werden, um meine Gefühle und meine Stimmung beim Gucken zu verstärken, zu erzeugen, zu beeinflussen. Andererseits finde ich es großartig, durch Serien immer wieder Musik für mich zu entdecken. Der Soundtrack von "Matrjoschka" zum Beispiel hat meine Song-Listen ungemein bereichert, weil in allen Folgen Lieder vorkamen, die meinem Geschmack entsprechen, bei denen ich mich aber wunderte: Warum kenne ich dieses oder jenes nicht?! Oder das Titellied von "The Affair", das von Fiona Apple stammt, hat mich daran erinnert, wie gerne ich früher Fiona Apple gehört habe - und nach dem Schauen der ersten zwei Staffeln der Serie habe ich mir ihr gesamtes Werk angehört.

Und so ist es eigentlich auch kein Wunder, dass ich in den fünfeinhalb Jahren, in denen ich Woche für Woche diese Kolumne schreibe, auch immer mal wieder über Serienmusik geschrieben habe. Zum Beispiel über Musikmomente, die mir im Ohr bleiben. Oder über Serien, die Musik nutzen, um ihre Geschichte zu erzählen - wie das Comedy-Drama "Crazy Ex-Girlfriend" oder die Spionage-Serie "The Patriot". Oder über besondere Titellieder, die mich beeindrucken. 

Auch in diesem Jahr hatte ich beim Seriengucken wieder Musikmomente, so toll waren, dass sie mir im Ohr geblieben sind - und meine eigenen Song-Listen verändert haben. Das Wichtigste: Dank dem Historiendrama "Gentleman Jack" habe ich im Juni das britische Duo O'Hooley & Tidow entdeckt. Ihr Lied "Gentleman Jack" lief über dem Abspann der BBC-HBO-Koproduktion. Und nach der ersten Folge horchte ich kurz auf, vergaß das Lied wieder. Doch bei der zweiten Folge, als das Lied erneut zu hören war, während der Abspann lief, erinnerte ich mich daran, freute mich, dass ich es wieder hörte. Und beschloss, mehr darüber herauszufinden. Weil es im Grunde die Geschichte, die in der Serie erzählt wurde, zusammenfasste. In all den Jahren habe ich übrigens die Website Tunefind sehr zu schätzen gelernt, als exzellentes Nachschlagewerk für Lieder, die in Serienfolgen vorkommen. Auch hier konnte mir Tunefind weiterhelfen - ich kam dem Lied und der Band auf die Spur. Und ich verbrachte im Anschluss an Folge 2 eine ziemliche lange Zeit damit, mich über O'Hooley & Tidow und ihr Lied "Gentleman Jack" zu informieren.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Es stammt nämlich schon von 2012, aber da das Frauen-Duo aus Yorkshire im Norden Englands kommt, verarbeiten sie in dem Lied einfach nur eine Legende aus der eigenen Heimat. Denn in der Serie "Gentleman Jack" geht es um eine Engländerin, die im 19. Jahrhundert wirklich lebte, ein umfangreiches Tagebuch hinterließ, die den Spitznamen Gentleman Jack trug - und die damals wie heute die Menschen fasziniert hat. Dass die Serie acht Jahre nach dem Lied die gleiche Geschichte verarbeitet, ist natürlich Zufall. Und auch wenn das Lied nicht in die einzelnen Folgen integriert wurde, so ist es doch zum Teil der Serie geworden. Ganz am Ende, wo es Leute wie ich, die sich auch gerne mal den Abspann anschauen, um die Namen der Beteiligten zu lesen, entdecken konnten. Seitdem höre ich ziemlich oft Musik von O'Hooley & Tidow. Ich mag die Musik, die sie machen. Und klar, ich freue mich, wenn "Gentleman Jack" läuft und ich mitsingen kann. Aber viele andere ihrer Lieder haben's mir nun ebenfalls angetan.
Mehr zur Serie: Über "Gentleman Jack" ging's - neben fünf anderen Serien - in diesem Text von mir.

Ebenfalls ein Fundstück aus einem Abspann ist das Lied "Gather Up" von Matt Berry. Matt Berry? Genau! Der britische Schauspieler, der eine der Hauptrollen in der Vampir-Comedy "What We Do in The Shadows" spielt. Der singt nämlich auch und hat mehrere Alben veröffentlicht. Was ich nicht wusste, bis ich Staffel 2, Episode 9 von "What We Do in The Shadows" zu Ende geschaut hatte. In der Folge geht es um eine Gruppe Hexen, die die Vampire gefangen nimmt. Da passt natürlich "Gather Up" perfekt: In dem Lied werden allerlei Kräuter und Heilpflanzen aufgezählt, die aufgesammelt werden. Ich fand das Lied unterhaltsam, schaute bei Tunefind nach. Und war überrascht, dass Matt Berry der Sänger ist.

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Da ich seine Schauspielerstimme sehr mag - tief und sonorig -, hat mich natürlich sehr interessiert, wie sich Berrys Singstimme anhört. Die Folge: Ich habe mich nach dem Raussuchen von "Gather Up", das bereits 2013 auf dem Album "Kill the Wolf" veröffentlicht wurde, durch Matt Berrys Werk gehört. Ich mochte einige Lieder sehr, andere weniger. Also: wieder eine Bereicherung für meine Ohren.
Übrigens: An den Kommentaren unter dem Youtube-Video kann man sehen, dass auch viele andere "What We Do in The Shadows"-Zuschauer und -Zuschauerinnen durch die Folge seine Musik entdeckt haben. 
Mehr zur Serie: Nach dem Anschauen der ersten Staffel habe ich diesen Text über "What We Do in The Shadows" geschrieben. Wichtiger Hinweis: die zweite Staffel ist noch besser!

Zum Schluss eine Entdeckung aus einer deutschen Serie: Seit ich "Das letzte Wort" geschaut habe, höre ich sehr gerne Paolo Conte. Ich kannte den italienischen Sänger natürlich grundsätzlich, hatte auch schon ein bis fünf seiner bekanntesten Lieder irgendwann mal irgendwo gehört - im Radio vielleicht, in Filmen und Serien mit Sicherheit. Und natürlich auch in unterschiedlichen Coverversionen. Aber wirklich auseinandergesetzt habe ich mit seiner Musik erst nach dem Gucken der Netflix-Serie mit Anke Engelke. Dort wird sein wunderbares Lied "Sparring Partner" mehrfach als wiederkehrendes Element des Scores eingesetzt, um unterschiedliche Szenen zu untermalen oder auch zu treiben. Mal nur kurze Auszüge der Melodie ohne Gesang, mal längere Teile mit Gesang. Doch immer: passend zur Szene, zu der es zu hören ist. Es trägt die Tonalität der Serie, die zwar von Tod und Tauer handelt, aber trotzdem von einer Lebendigkeit und Leichtigkeit erzählt. Mir ist tatsächlich erst kurz vor dem Ende der Serie aufgefallen, dass es sich oft um dasselbe Lied handelt. Seitdem hat Paolo Conte auch einen festen Platz in meinen Song-Listen. 
Mehr zur Serie: Mein Text über "Das letzte Wort" findet sich hier

Empfohlener externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von Youtube, der den Artikel ergänzt. Sie können sich den Inhalt anzeigen lassen. Dabei können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Weitere Informationen finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.