Bei "Der Bulle und das Biest", der neuen Krimi-Serienhoffnung von Sat.1, legt der Sender ein ungewohntes Tempo vor. Sie drehen noch bis Mitte Januar, gehen aber auch schon im Januar auf Sendung.

Müller: Wir haben die Endfertigung der ersten Folgen trotz fortlaufendem Dreh gut im Griff. Wir wussten ja von vornherein, worauf wir uns einlassen. Bei ProSiebenSat.1 war man vom Pilotbuch von Felix Binder so begeistert, dass man sich für ein ehrgeiziges Timing entschieden und anstelle des ursprünglichen Wunsches nach einem Pilotfilm mit anschließender Marktforschung direkt eine komplette Staffel über zehn Episoden beauftragt hat. Anders hätten wir das Zeitfenster Anfang 2019 auch nicht halten können. Yvonne Weber und Stefan Gärtner haben uns das nötige Vertrauen entgegengebracht. Sie glauben mit uns so sehr an das Projekt, dass wir jetzt schon einen Auftrag für die Buchentwicklung der zweiten Staffel haben.

Kromschröder: Diese Form der Nachhaltigkeit liegt uns sehr am Herzen. Für uns heißt Serie nicht: Wir machen mal eine Staffel mit sechs Folgen und sind dann froh, wenn wir etwas anderes machen können. Sondern wir wollen mit unseren Figuren und unserer Erzählwelt am liebsten auf eine Reise über mehrere Jahre gehen, so wie uns das mit dem "Club der roten Bänder" gelungen ist.

Drehbuchautor Volker A. Zahn hat kürzlich beim DWDL-Gipfel seine Hoffnung ausgedrückt, dass die gefloppte ZDF-Serie "Zarah – Wilde Jahre" doch noch fortgesetzt werden könnte. Teilen Sie als Produzent die Hoffnung?

Kromschröder: Wir alle haben sehr an "Zarah" gehangen. Für mich persönlich hatte der Stoff viel mit meinem eigenen Werdegang als junger Journalist in Hamburg und mit der Geschichte meiner Eltern zu tun. Als "Zarah" im vergangenen Januar im Wettbewerb des FIPA-Festivals in Biarritz lief, bin ich zusammen mit unserem Regisseur Richard Huber hingereist. Wenn Sie so wollen, habe ich dort meine Trauer verarbeitet. Ich glaube nicht, dass "Zarah" nochmal wiederkommt. Aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass es diese Art von Serien auch künftig gibt – mit zentralen Frauenfiguren, die Ecken und Kanten haben, die erfolgreich, intelligent und gut aussehend zugleich sein dürfen.

Sie haben vorhin die Erfahrungen mit Ihrer Webserie "Druck" für Funk erwähnt. Was ändert sich an dem Format, wenn es ab Dezember auch eine lineare TV-Auswertung auf ZDFneo gibt?

Druck© funk/Gordon Muehle
Kromschröder: Nicht viel. Mit den Videos der ersten Staffel steuern wir gerade auf 3,2 Millionen Abrufe zu – ein großer Erfolg. Die Hauptbühne ist und bleibt das Netz, ZDFneo sehen wir ganz klar als Nebenbühne. Wir versuchen jetzt nicht, älter oder mainstreamiger zu werden. Das wäre auch völlig falsch. Die größte Herausforderung liegt darin, aus dem online veröffentlichten Shortform-Videomaterial im Nachhinein einen nachvollziehbaren Erzählbogen fürs lineare TV zusammenzuschneiden. Auf diese Weise können wir vielleicht noch zusätzliche Zuschauer für "Druck" gewinnen.

Bemühen Sie sich um weitere Webserien?

Kromschröder: Wir entwickeln momentan eine Online-Only-Serie für die Mediathek eines deutschen TV-Senders. Die Arbeitsweise dort ist durchaus mit der von "Druck" vergleichbar.

"Der Hintergedanke ist natürlich, dass man seinen Liebsten ein Weihnachtsgeschenk machen kann"

Gerda Müller, Geschäftsführerin von Bantry Bay Productions

Ihr Kinofilm "Club der roten Bänder – Wie alles begann", das Prequel zur Serie, startet am Valentinstag 2019. Etliche Kinos bieten jetzt schon Tickets im Vorverkauf an. Ist die Erwartungshaltung beim Verleih und bei Ihnen so groß?

Müller: Wir waren anfangs auch ein wenig erstaunt. Universum Film hat die Vorverkaufsaktion mit den Kinobetreibern arrangiert. Der Hintergedanke dabei ist natürlich, dass man seinen Liebsten ein Weihnachtsgeschenk machen kann und dafür einen schönen Geschenkgutschein im Design des "Clubs" bekommt. Wie wir hören, ist die Resonanz bisher ziemlich groß, was uns natürlich freut.

Der deutsche Kinomarkt tut sich zurzeit ja sehr schwer. Was ist denn eine realistische Erwartungshaltung für den "Club"?

Kromschröder: Angesichts der allgemeinen Performance deutscher Filme haben wir schon gescherzt: 500.000 Besucher sind die neue Million. (lacht) Ehrlich gesagt, würden wir uns für den Film aber schon ein bisschen mehr wünschen und sind da auch recht optimistisch. In den sozialen Medien merkt man deutlich, dass der bevorstehende Filmstart schon vehement aufgegriffen wird. Mit Universum Film und der Mediengruppe RTL haben wir starke Partner, die ihr Bestes für einen erfolgreichen Release geben werden. 

Müller: Unser Ziel ist es, nicht nur eingeschworene Fans der Serie, sondern auch weitere Zielgruppen ins Kino zu locken. Wir hoffen, dass sich auch Zuschauer von Filmen wie "Dieses bescheuerte Herz" oder "Das Schicksal ist ein mieser Verräter" angesprochen fühlen werden.

Frau Müller, Herr Kromschröder, herzlichen Dank für das Gespräch.

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